Herbst in der Wetterau – das bedeutet (zumindest manchmal): strahlendblauer Himmel, angenehme Temperaturen, fast komplett abgeerntete Äcker und ein wunderschönes Farbenspiel der Blätter. Wenn es sich dann noch um einen Wochentag handelt, dann steht dem mittäglichen Spaziergang mit Dayo und Suri nichts mehr im Weg. Die am Feldrand liegenden Strohballen warten auf ihren Abstransport – doch bis es soweit ist, nutzt Dayo sie mal als Turngerät und präsentiert sich als „König der Wetterau“.
Wir marschieren auf Betonwegen, denn die Feldwege rechts und links sind von der letzten Regenphase noch immer mit Pfützen (aus denen Suri am liebsten trinkt, weil sie ja zu Hause nichts bekommt …) übersäht.
Für die, die sich fragen, was und wo eigentlich diese Wetterau ist: Die „Kornkammer Hessens“ liegt nördlich von Frankfurt und zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Hier haben schon die Kelten Ackerbau betrieben und die guten alten Römer ihr Unwesen getrieben. Und genau hier dürfen Dayo und Suri ihre täglichen Spaziergänge machen. Wir marschieren vorbei an erntebereiten Rübenfeldern … (und mir graut es schon, wenn bald wieder überall die riesigen Berge Zuckerrüben liegen, denn Dayo und Suri lieben dieses süße Zeug abgöttisch und fressen schon mal die eine oder andere Rübe im Vorbeigehen)
… und spielen an den vollreifen Maisfeldern Verstecken …
Dann erreichen wir die Nidda und damit auch den gerade erst Anfang des Jahres frisch ausgebauten Rad(- und Wander)weg „Regionalpark Niddaroute“.
Die sogenannte Regionalpark Niddaroute folgt dem Flusslauf der Nidda, die im Vogelsberg entspringt und nach knapp 100 km bei Frankfurt-Höchst in den Main mündet. Der parallel dazu verlaufende Weg ist in weiten Abschnitten leider sehr gut ausgebaut … ich sage „leider“, weil das „Verkehrsaufkommen“ bei schönem Wetter und an Sonn- und Feiertagen extrem zugenommen hat. Viele Fahrradfahrer nehmen so gut wie keine Rücksicht auf Fußgänger mit (und natürlich auch ohne) Hunden. Ein großer Teil (meistens die verkappten Jan Ullrichs dieser Welt) fährt dann auch rücksichtslos und über die bösen, bösen Hunde laut schimpfend über den Weg – in einer Geschwindigkeit als gäbe es kein Morgen mehr. Hinzu kommen Familien, die sich – im Gegensatz zu den „Jan Ullrichs“ – im Schneckentempo und oftmals auf einer Länge von mehreren hundert Metern verteilen und lauthals schreien: „Nehmen Sie Ihre Hunde da weg – das ist ja wohl eine Unverschämtheit, die gehören an die Leine …“. So ist es dann verständlich, wenn ich solche strahlenden Herbsttage während der Woche genieße … denn normalerweise gehört die Wetterau nur uns, wenn das Wetter schlecht ist!
Mit dem Ausbau der Niddaroute wurden auch zahlreiche Informationstafel aufgestellt, die Interessierte über Fauna und Flora informieren. Denn hier hat sich seit der Renaturierung der Nidda vor ein paar Jahre Einiges getan. So sind beispielsweise auch die Störche zurückgekommen. In diesem Jahr haben sich insgesamt drei Paare um zwei Nester gestritten … letztendlich wurde dann allerdings nur ein Nest belegt.
Der Schwan, der im Sommer noch ganz alleine seine Kreise auf der Nidda zog, hat inzwischen Begleitung gefunden … und vielleich brüten die beiden im nächsten Jahr ja hier.
Ansonsten gibt es hier auch allerlei andere Tiere – Rehe, Feldhasen in rauen Mengen, Rebhühner, Mäuse und viele mehr … auch der ein oder andere Bieber versteckt sich am Ufer der Nidda.
Kurzum: Es ist ein ganz wunderbarer Ort für ausgedehnte Spaziergänge mit (und wenn es sein muss eben auch ohne) Hunde.
Die Uferböschung am Niddaweg wird – zumindest zwischen Okarben und Assenheim – bis in den späten Herbst hinein nicht gemäht. Im Frühling dient sie natürlich auch idealerweise als Brutverstecke. Darüber hinaus gelten hier mit jedem Jahr immer mehr Ver- als Gebote. So ist ist es Hunden (mitsamt ihren Zweibeinern) untersagt, in der Brutsaison die Böschung hinunter zur Nidda zu gehen. Das ist selbstverständlich … ab August sorgen Brennesseln, Disteln und weiteres Gestrüpp dafür, dass man nicht mehr bis zum Flüsschen runterkommt … und lustige Verbotsschilder, die direkt am Ufer aufgestellt sind … diese konnte ich allerdings nicht fotografieren – eben wegen der Brennesseln … für Hunde gibt es eine ausgewiesene Badestelle, die so steil ist und sofort in tieferes Wasser führt, dass hier nur wirklich wasserbegeisterte Vierbeiner hineinspringen können oder wollen!
Wir verlassen die Niddaroute wieder, um nach Hause zu kommen. Dabei wundert man sich schon längst nicht mehr, wofür Geld (nämlich unsere Steuergelder) so ausgegeben wird:
Versteckt im Gebüsch und umrankt von Unkraut steht eine (vermutlich sehr teure) Säule, die verkündet, dass hier der Nidda-Planetenweg endet bzw. beginnt (nein, bisher wusste ich nicht, dass ich mich auf einem Planetenweg befinde, aber ich bin ja auch noch nicht die ganzen ca. 100 km der Nidda-Route gelaufen …). In voller Pracht zu sehen, ist sie bestimmt wieder im Winter … dann bemerken vielleicht auch die zahlreichen Radfahrer diese Säule .. 😉