Zwischen Frankfurt am Main und der Gemeinde Göhren-Lebbin in Mecklenburg-Vorpommern liegen genau 650 Kilometer, die wir an einem Sonntagmorgen in Angriff nehmen, um in unseren wohlverdienten Urlaub zu starten. Unser Ziel ist das Schlosshotel Fleesensee.
Das Auto ist bis unter das Dach vollgeladen (das nächste Mal mache ich davon auch mal ein Foto), denn sämtliche Hundeutensilien müssen ordentlich verstaut werden – vor allem Hundefutter für eine Woche.
Dann kann es auch schon losgehen. Unser Ziel – das Schlosshotel Fleesensee (Update: das Hotel gehört bereits seit 2015 nicht mehr zu Radisson Blu) – erreichen wir ohne großes Staufahren und mit zwei Hundepippi-Pausen gegen 16.30 Uhr. Bei der Ankunft erwartet uns dann gleich ein ganz schön spektakulärer Anblick unseres Feriendomizils …
… ja, genau hier verbringen wir eine Woche … wir haben ein 7-Tage-Pauschal-Arrangement gebucht, das neben Übernachtung und Frühstück auch den Eintritt für das Müritzeum in Waren beinhaltet, zweimal den Eintritt für die Wasser- und Saunawelt des Land Fleesensee Spas sowie einen 200-Euro-Verzehrgutschein (für jeden Zweibeiner).
Wir werden höflich eingecheckt und freuen uns sehr über den Kommentar: „Wir geben Ihnen ein Upgrade auf eine Familienzimmer – da haben Sie mehr Platz mit den Hunden und können auch direkt über die Terrasse in den Schlosspark!“
Einer der Doormen des Hotels ist uns mit dem Gepäck behilflich (wunderbar, denn so ist alles in einem Rutsch auf dem Zimmer) und bewundert Dayo und Suri – wie ruhig und wohlerzogen sie seien, da habe er schon ganz andere Hunde erlebt – ich bin natürlich stolz wie Oskar und versichere ihm, dass meine beiden Bären ganz lieb sind.
Futterstationen, geklaute Süßigkeiten und ein Charlottenzimmer
Es geht zu einem so genannten Charlottenzimmer, das in einem Seitenflügel des Hotels liegt, und eine eigene Terrasse hat, von der aus wir direkt auf den Schlosshof blicken können. Der arme Doorman hat die Tür noch nicht richtig aufgeschlossen, da zwängt sich Dayo mit gnadenloser Kraft als Erster in das Zimmer.
Wir alle hinterher. Im Flur stehen zwei Futternapfgestelle für Dayo und Suri bereit. Befüllt mit frischem Wasser und einer ziemlich großzügig bemessenen Portion Trockenfutter. Im Vorbeirennen schnappt sich Dayo eine Portion und rast um die Ecke in das Zimmer rein. Stille. Sekunden später steht mein Rüde wieder im Flur … ganz brav … komisch … was fällt ihm denn da aus dem Maul? Ein Deko-Zahnstocher …
Ich ahne Übles und gehe weiter ins Zimmer rein. Auf dem Couchtisch ist für uns ein schöner Willkommensgruß hergerichtet … mit vier süßen Leckereien … nun, es sind nur noch drei Süßigkeiten, denn Nummer 4 hat einen anderen Weg genommen … ich rette erst einmal die verbliebenen Süßigkeiten und danach bringe ich das Hundefutter in Sicherheit … dann kann ich mich endlich in unserem Zimmer umsehen … es ist schön geräumig. Bodentiefe Fenster lassen die Sonnenstrahlen des Spätnachmittags herein.
Auf beiden Seiten des Bettes ist ausreichend Platz für die Hunde … 😉 … die schlafen am liebsten direkt neben uns am Bett … (nein, nicht im Bett) … das Badezimmer ist sehr großzügig geschnitten mit Badewanne und separater Dusche.
Dazu stehen Seife und hochwertige Toilettenartikel zur Verfügung. Dicke Bademäntel mit den dazugehörigen Hotelschlappen (die insbesondere bei Golfern sehr gut anzukommen scheinen … aber dazu später mehr). Wunderbar. Wir sind angekommen und hier können wir uns wirklich wohlfühlen! Schnell sind unsere Klamotten ausgepackt und in den Schränken im Flur verstaut (ausreichend Platz mit Bügel ist vorhanden). Hier gibt es auch einen Zimmersafe. Die Minibar ist mit den üblichen Verdächtigen bestückt. Auf der Minibar steht eine kleine Nespresso-Maschine mit einer Auswahl an verschiedenen Kaffees … warum haben wir eigentlich nie Kaffee auf dem Zimmer getrunken?
Ein Spaziergang im Schlosspark und ein bisschen Geschichte
Und dann geht es erst einmal zu einer Außenbesichtigung in den Schlosspark …
… denn schließlich haben Dayo und Suri einen schönen langen Spaziergang nach den Strapazen der Fahrt verdient.
Der Schlosspark ist riesengroß und von altem Baumbestand umgeben. Am Fuß dieses Parks liegt einer von drei Golfplätzen im Land Fleesensee, der Schloss Platz. Er soll zu den besten Golfplätzen in Deutschland zählen. Die Golfer, die uns in ihren Karts auf den Kieswegen im Schlosspark auf unseren diversen Spaziergängen begegnen, sind auf jeden Fall der Meinung, dass sie selber zur Königsklasse der Golfspieler zählen, denn viele rasen ungebremst in vollem Tempo an uns vorbei, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken … aber nach ein paar Tagen hat man sich daran gewöhnt.
Wir genießen an diesem Spätnachmittag das fabelhafte Ambiente und die herbstlich gefärbte Natur.
Die Hauptzielgruppe vom Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee sind Golfer, denn mit 380 Hektar ist das Land Fleesensee das größte Golfresort im nördlichen Mitteleuropa, natürlich kommen hier auch andere Arten von Reisenden auf ihre Kosten … 😉
Das heutige Schlosshotel wurde 1842 von Graf Ludwig II. von Blücher erbaut, ging 1871 an den Freiherrn Hubert von Tiele-Winckler, wurde 1912 durch einen Brand fast komplett zerstört und danach in Anlehnung an den Barockstil wieder aufgebaut. 1945 diente es als Lazarett der sowjetischen Armee. Zu DDR-Zeiten waren hier unter anderem die Gemeindeverwaltung, ein Konsum, eine Arztpraxis, eine Gaststätte und 11 Wohnungen untergebracht. Ab 1990 firmierte hier der Hotelbetrieb „Hotel Blücher“ bevor es im April 2000 als Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee in neuem Glanz erstrahlte (Update: und inzwischen nur noch als Schlosshotel Fleesensee firmiert).
Wir brauchen jedenfalls nicht lange, um „runter zu kommen“. Unser Urlaubs-Feeling hat sich schon nach einer Stunde Spaziergang rund um das Schloss eingestellt. Wir besichtigen dann auch schnell noch den Marktplatz (komisch: Aus irgendwelchen Gründen habe ich davon gar keine Fotos gemacht …) vom Land Fleesensee, wo es kleine Shops und Boutiquen sowie das ein oder andere Restaurant gibt (wir haben ein paar Tage später das „Gasthaus Hirsch“ beehrt … die Karte las sich vielversprechend … aber alle Gerichte mit Wild waren „gerade aus“ … und die Linsensuppe war beste Dosenqualität …). Zum Land Fleesensee gehören neben dem Radisson ein Club Robinson, das Dorfhotel (sehr familienorientiert) und das Iberotel am See (ca. zwei Kilometer entfernt).
Langsam aber sicher nimmt der Appetit auf ein ordentliches Abendessen zu (wir hatten beim Check-in einen Tisch in der Orangerie reserviert), und wir machen uns auf den Weg zurück ins Hotel.
Von Essen, Golfspielern und Crocschuhen …
Das Hotel hat drei Restaurants – Frédéric, Orangerie und die Vinothek Graf Ludwig – sowie Bar und Bistro „The Eagle“ und die Bar 1842. Die Vinothek haben wir nicht besucht (das jeweils aushängende Tagesmenü hat uns nicht so gereizt) und im „The Eagle“ waren wir auch nicht. Hier werden Snacks für den kleinen Hunger zwischendurch serviert … und zwischendurch waren wir ja immer unterwegs.
In der Orangerie wird das Frühstücksbuffet serviert und abends gibt es hier Buffet sowie à la Carte-Gerichte. Das Buffet lässt sich auch als Halbpension dazubuchen. Ansonsten kostet es 29,50 Euro pro Person. Das Buffet kann wahlweise auch partiell bestellt werden – nur Vospeisen und Desserts oder nur Hauptgang … wie man möchte. Wir haben sowohl Buffet als auch à la Carte bestellt. Insgesamt hat es uns immer sehr gut geschmeckt – die Qualität der Speisen – insbesondere des Dessertbuffets – waren sehr gut.
Bestellt man à la Carte gibt es das Brotkörbchen separat. Leider hat hier der Service die Körbchen wohl schon sehr früh am Abend als Mise en place bestückt, so dass Brot und Brötchen arg angetrocknet sind – das sollte in einem Haus dieser Kategorie nicht vorkommen. Bei der Buffet-Brotauswahl gab es neben der Butter auch selbstgemachtes Griebenschmalz … leeeeckeeerrrrr ….
Das Frühstücksbuffet ist toll … Käse, Wurst, Süßkram – was das Herz begehrt. Rühr- und Spiegeleier sowie Omeletts werden von einer Frühstücksköchin à la Minute zubereitet. Frisches Obst und eine große Auswahl Säfte stehen ebenfalls zur Verfügung.
Die Brotsorten waren allesamt von sehr guter Qualität und haben gut geschmeckt. Die Brötchen fand ich nur durchschnittlich – Convenience-Produkte, wie man sie in jedem 08/15-Hotel findet – schade! Während des Frühstücks offenbarte der liebe Gott dann die wunderbare Vielfalt seines Gartens … hanseatische Golferfamilien – erfolgreich, blond, teuer gekleidet – lassen sich in die Kategorie „oben hui und unten pfui“ einsortieren, denn der Papi, der in den Hotelschlappen zum Frühstück kam, trug löchrige Socken.
Andere Gäste wiederum kamen in Hausschuhen oder bunten Crocs daher. Mittfünfziger im teuren Golflook von Ralph Lauren beliebten in Adiletten zu Tisch zu gehen … ich dachte immmer, Golfer würden so einen Wert auf Etikette legen?? Abgesehen davon frage ich mich natürlich, aus welcher Kinderstube diese Herrschaften kommen, wenn sie in einem Hotel dieser Kategorie in Hausschuhen oder Plastiktretern zum Frühstück erscheinen.
Sowohl morgens als auch abends war der Service sehr gut, solange die Damen des Hauses am Zug waren oder junge (männliche) Azubis. Die männlichen Serviceschefs sind verbindlich – nicht mehr aber auch nicht weniger! Ich hatte mir zum Ziel gesetzt, dem Frühstückschef innerhalb einer Woche einmal ein Lächeln zu entlocken.
Das ist mir auch gelungen und zwar am Tag unserer Abreise! Aber was habe ich in den Tagen zuvor nicht alles getan, um ihn zu becircen … sogar ein halbe Kanne Kaffee habe ich über den Tisch ergossen … das war wohl der Wendepunkt!! Am Sonntagmorgen konnten wir sogar ein paar Minuten lang plaudern, und er entpuppte sich als äußerst netter Gesprächspartner!
Restaurant-Highlight ist für mich aber eindeutig das Frédéric, das wir an zwei Abenden besucht haben und das sich in der ehemaligen Kapelle des Schlosses befindet. Toll! Lecker! Super! In der damals auf der Karte stehenden Kürbiscremsuppe mit Ingwer hätte ich mich querdiagonal reinlegen können … das Rinderfilet sensationell zart und lecker … die Desserts nicht nur ein Genuß, sondern auch ein Augenschmaus.
Der Service gibt sich betont vornehm, was sehr schade ist, denn so kommt keine Herzlichkeit seitens der jungen Damen auf, die sehr steif und sehr höflich sind. Das ist übrigens das Einzige, was mir persönlich ein kleines Magengrummeln während unseres Auftenthalts hervorgerufen hat: Neben Mitarbeitern, die wirklich herzlich, freundlich (und lustig!) waren, ist das Gros der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr verbindlich und sehr höflich – vermutlich orientieren sich diese Mitarbeiter an den Etikette-Vorstellungen der Golfer … 😉 …
An dem einzigen Abend, an dem wir im Gasthaus Hirsch „fremd gegangen“ und mit dem Essen so reingefallen sind, haben wir in der Bar 1842 noch einen Blücherburger bestellt (der von der Größe her absolut ausreichend für zwei Personen ist) … sehr lecker. Dazu gab es dann den ein oder anderen Cocktail. Der Barkeeper dort ist klasse – seinen Empfehlungen kann ohne Sorge gefolgt werden. Sie entpuppen sich immer als passend. Die Cocktails sind toll gemixt, und es werden hier keine Convenience-Cocktails, die bereits in einer Flasche zusammen gemixt im Regal stehen, serviert.
Wir haben uns im Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee sehr wohl gefühlt und werden ganz sicher irgendwann noch einmal wiederkommen, denn den Bereich Wellness haben wir irgendwie völlig ausser Acht gelassen und es gibt noch zahlreiche Ausflugsziele, die wir nicht besucht haben. Wer gerne in Schlosshotels unterwegs ist und ein gewissen Maß an Luxus mag, der ist hier genau richtig. Hunde sind willkommen, dürfen aber nicht mit in die Restaurants genommen werden. Für jeden Hund werden 15 Euro pro Tag berechnet … dafür gibt es Futter- und Wassernapf, einmal eine Trockenfutterfüllung und für jeden Hund eine Hundedecke … das ist dann halt so.
Weitere Informationen
Das Land Fleesensee, in dem sich das Schlosshotel Fleesensee befindet, liegt am Rand des Müritz-Nationalparks. Von hier aus gibt es zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten – beispielsweise der Bärenwald Müritz, die tausendjährigen Eichen von Ivenacker, das Müritzeum und vieles mehr.
Das Hotel hat sich bewusst nicht nach DEHOGA-Sternen kategorisieren lassen, liegt aber irgendwo zwischen vier (Superior) und fünf Sternen. Mindestens 70 Prozent der Gäste sind Golfer … ich finde, dass sollte man wissen, damit man sich von Anfang an auf die Arroganz, die manch ein Golfer andersartigen Mitbewohnern dieses Planeten entgegenbringt, einstellen kann … 😉 …
Das Schloss Fleesensee bietet zahlreiche Arrangements an. Ein achttägiger Schlossurlaub ist ab 559 Euro pro Person buchbar (Stand: 17. November 2013) und beinhaltet neben Übernachtung mit Frühstück einen Verzehrgutschein in Höhe von 200 Euro (damit sind wir ziemlich gut hingekommen und haben uns nichts verkniffen), einmal Eintritt ins Müritzeum, zweimal Eintritt in die Wasser- und Saunawelt des Land Fleesensee Spa (haben wir leider verfallen lassen), zehn Prozent Ermässigung auf Wellnessanwendung im hoteleigenen Golden Spa und ein Willkommensgeschenk auf dem Zimmer (das war bei uns der Müritz-Krimi „Fische lügen nicht“). Wie bereits erwähnt schlagen Hunde mit 15 Euro pro Person zu Buche.
Toll beschrieben. Danke;-)
Liebe Gabriela,
vielen Dank – das freut mich sehr!
Viele Grüße
Martina
Tolle Idee der Hund Blog 🙂
Danke!!!