An einem der wenigen schönen Februarsamstage (vielleicht der einzige wirklich schöne Samstag im gesamten Februar) haben wir uns aufgemacht, Herrn Jobst zu besuchen. Herr Jobst lebt im Wild- und Freizeitpark Westerwald in Gackenbach und geht dort seiner Berufung als Platzhirsch nach. Er ist der Chef von 45 Tieren aus der Gattung Rotwild.
Gackenbach ist ein Dörfchen im romantischen Gelbachtal im südlichen Westerwald (nicht weit von Montabaur entfernt). Wir benötigen gerade einmal 15 Minuten von unserem Zuhause, um das 64 Hektar große Gelände zu erreichen. An diesem sonnigen Februarnachmittag sind die vielen Parkplätze zwar nicht überfüllt, aber doch ganz gut belegt. Der Wildpark ist geöffnet, aber die Saison fängt erst zu Ostern an. Das bedeutet, dass wir einen reduzierten Eintrittspreis von vier Euro pro Person zahlen. Während der Saison liegt der Eintrittspreis bei sieben Euro pro Person. Hunde sind kostenlos und dürfen an der Leine mit in den Park genommen werden. Der Wild- und Freizeitpark Gackenbach ist offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel für Hundebesitzer, denn an diesem Tag begegnen uns einige Vierbeiner mit ihren zweibeinigen Begleitern.
Der Wildpark hat zwei Wanderwege – na ja, Spazierwege – zu bieten. Der große Rundweg ist ungefähr 2,8 Kilometer lang, die kleine Runde umfasst etwas mehr als einen Kilometer. Wir begeben uns natürlich auf die „große“ Runde. Der gesamte Park ist eingezäunt und das Damwild läuft hier sozusagen frei in der Landschaft herum. Dass dem tatsächlich so ist, merken wir gleich zu Beginn, denn Suri ist extrem aufgeregt. Während Dayo gemütlich durch die Gegend schnuppert, sind Suris Nase und Augen auf vollen Empfang gestellt. Uns siehe da, es dauert nur wenige Minuten, dann rennt auch schon ein Rudel Rehe nur wenige Meter von uns entfernt über den Weg und verschwindet schnell wieder im Unterholz.Ich kaufe erst einmal etwas Wildfutter. Ein Packung kostet einen Euro. Und weiter geht es.Aber weiteres freilaufendes Wild begegnet uns erst einmal nicht mehr. Und auch Herr Jobst, der Platzhirsch, ist nirgends zu sehen. Allerdings deuten die Spuren rechts und links des Weges darauf hin, dass hier die Waldbewohner des Öfteren vorbei spazieren. Aber wer hat schon Lust, sich bei blauem Himmel und Sonnenschein von irgendwelchen Spaziergängern begaffen zu lassen … die auch noch Hunde dabei haben … 😉 … Im Wild- und Freizeitpark Westerwald leben rund 20 Tierarten. Bei den meisten handelt es sich um heimische oder ehemals heimische Tierarten, wie beispielsweise Dam- und Rotwild, Wildschweine oder Wisente. Aber es gibt auch südamerikanische Alpakas oder nordamerikanische Waschbären. Dann kommen wir an ein großes Gehege, wo friedlich ein große Anzahl an Rotwild äst. Ob das wohl Herrn Jobsts Rudel ist? Ob wir jetzt Herrn Jobst persönlich treffen?Und dann steht er da. Ganz in der Nähe des Zaunes. Den Kopf aufmerksam gehoben, um sein Rudel rechtzeitig zu warnen, wenn von den Spaziergängern, die auf der Aussichtsplattform stehen, Gefahr drohen sollte. Gemütlich stehen hier die Wisente mit dem Rotwild zusammen … … und lassen sich mit Wild-Leckerli verwöhnen. Zarin und Zarina stammen eigentlich von der Sababurg in der Nähe von Kassel und sind irgendwann in den Westerwald umgezogen (worden). Das Wisentpaar hat bereits Spuren hinterlassen. Ich nehme einmal an, dass das kleine dritte Wisent das Kälbchen von den beiden ist. Ich hätte hier jetzt stundenlang stehen und die Tiere beobachten können, aber irgendwann werden auch die liebsten Hunde unruhig. Und Suri fand es auch gar nicht lustig, dass sie von einem der Wisente angeblasen wurde, ohne dass sie es ihm heimzahlen durfte …Also haben wir uns wieder auf unseren Rundweg gemacht.Im Wild- und Freizeitpark Westerwald gibt es auch zwei Braunbären – Sally und Purzel, die eigentlich von November bis März im Winterschlaf sind. So richtig hat das mit dem Winterschlaf in diesem Jahr nicht funktioniert, denn einer der Braunbären hat sich die winterliche Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Er oder sie sah dabei auch nicht besonders glücklich aus … ich hoffe jedenfalls sehr, dass es nicht an den Besuchern und dem damit verbundenen Trubel liegt, dass die Bären nicht schlafen können.
Das Bärengehege macht einen guten Eindruck, aber ich kann nicht beurteilen, ob das wirklich ausreichend ist für zwei ausgewachsene Braunbären. Hoffentlich sind sie hier glücklich. Auf der Wiese direkt gegenüber des Bärengeheges äsen gemächlich Damwild und Vierhornschafe oder sind es doch Mufflons (?) friedlich neben einander und lassen sich weder von Kindergeschrei noch von Suris wildem Geblaffe beeindrucken.Und einmal mehr bin ich überrascht und beeindruckt von meinen beiden Bären. Dayo stören die ganzen unterschiedlichen Tiere überhaupt nicht. Er schnüffelt friedlich mal hier und mal da und lässt sich durch absolut gar nichts aus der Ruhe bringen – egal, ob die Parkbewohner hinter Zäunen stehen oder auf freier Wiese. Suri ist ebenfalls völlig entspannt, solange die Tiere hinter einem Zaun stehen. Dann interessiert sie sich fast gar nicht dafür. Sobald sie aber Tieren „in freier Wildbahn“ begegnet, schaltet sie in den Jagdmodus und führt sich wie ein wild gewordener Handfeger auf … wir trollen uns daher mal lieber …Eine Attraktion im Park ist die Sommerrodelbahn, die sich jetzt im Februar noch im Winterschlaf befindet. Wenn ich an die große Anzahl an Parkplätzen (und Busparkplätzen) am Eingang denke, kann ich mir gut vorstellen, dass hier im Sommer die Post abgeht und bin ganz froh, dass hier im Moment noch Ruhe herrscht. Warum aber genau an dem Punkt, wo in der Saison der größte Trubel herrscht, ein Vogelgehege, in dem ein Goldfasan lebt, steht, lässt mich ein wenig grübeln. Das Gehege ist ziemlich klein und der arme Vogel hat sich in seinem Nest versteckt …
Kurz vor Ende des Spaziergangs kommen wir zum Wildschweingehege.Den Herrschaften Schwarzkittel steht heute allerdings nicht der Sinn danach, begafft zu werden. Sie werden wohl irgendwo im Unterholz ein Nickerchen machen.Suri interessiert sich für die leere Schweinewiese gar nicht, sondern steuert zielstrebig auf den Streichelzoo zu. Zu ihrem Leidwesen wird sie sowohl vom Zaun als auch von ihrem Herrchen gestoppt und kann nicht verstehen, warum die Ziegen nicht vor ihr weglaufen. Wir befinden uns jetzt wieder in der Nähe des Eingangs. Neben dem Streichelzoo mit diversen Tieren gibt es hier auch einen Abenteuerspielplatz sowie einen Grillplatz. Ein Kiosk, der im Februar noch geschlossen ist, versorgt die Parkgäste mit Getränken und Snacks. Darüber hinaus gibt es noch ein Café, das aber leider auch noch geschlossen hat. Mir hat der Spaziergang durch den Wildpark gut gefallen, insbesondere natürlich auch, weil außerhalb der Saison nicht so viel los ist. Den hier angesiedelten Waldtieren geht es gut. Sie sind teilweise nicht besonders scheu und lassen sich auch aus der Hand füttern. Mit der Rodelbahn sowie Streichelzoo und Grillplatz ist der Wild- und Freizeitpark Westerwald natürlich ein ideales Ausflugsziel für Familien mit Kindern. Hier im Sommer mit zwei großen Hunden durch zu spazieren, stelle ich mir für mich persönlich doch zu stressig vor … aber deshalb sind wir ja auch im Winter gekommen … 😉 … und da hatten wir Herrn Jobst und seine Schutzbefohlenen ja auch fast für uns alleine!
Weitere Informationen:
- Der Wild- und Freizeitpark Westerwald liegt im Dreieck Montabaur, Bad Ems, Limburg und ist über die A3 und die Ausfahrt Diez sowohl aus Richtung Köln als auch aus Richtung Frankfurt gut zu erreichen.
- Der Park ist ab den Osterferien bis zum 1. November von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
- Vom 1. November bis zu den Osterferien kann das Gelände von 10 Uhr bis 18 Uhr besucht werden. In dieser Zeit ist weder der Kiosk noch das Café geöffnet.
- Erwachsene zahlen sieben Euro pro Person für den Eintritt. Kinder schlagen mit vier Euro zu Buche. Darüber hinaus gibt es diverse Gruppenrabatte. Hunde sind erlaubt und müssen an der Leine geführt werden.
- Wir haben kostenlos geparkt. Ab den Osterferien fällt jedoch ein Euro als Parkgebühr an.
Ein toller Bericht über einen Park, der scheinbar einen Besuch wert ist.
Vielen Dank … es ist wirklich ein ganz hübscher Park … sehr gemütlich, weil eher etwas kleiner!
Schön. Wir waren mit Gaston auch mal im Nationalpark Bayerischer Wald und haben Luchse gesehen …
Oh, im Bayerischen Wald ist es ja auch toll!