Auch wenn es im Moment mit dem Reisen nicht so weit her ist: London zählt zu meinen absoluten Lieblingsstädten in Europa. Aber London mit Hund zu besuchen, kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Ruth von Ruthis Lüneburg-Blog hat es aber gemacht. Und sie erzählt dir heute, was Beagle Piet so erlebt hat.
Inhalt:
Piet – ein Beagle in London: Muss ein Städtetrip mit Hund sein?
Es war einmal vor langer, langer Zeit, bevor das böse, böse Virus, das mit dem Buchstaben C anfängt, die Menschheit bedrohte. Als wir noch reisen durften, wohin wir wollten. Gut, am 31. Januar 2020 war der Brexit erfolgt. Aber an den Einreisebestimmungen nach England sollte sich ja zunächst bis Ende des Jahres nichts ändern. Wir würden also, wie geplant, Mitte Februar mit unserem Beagle Piet nach London reisen. Das ist noch nicht einmal drei Monate her – und doch erscheint es heute fast unwirklich! Urlaubsreisen, vor allem in andere Länder, scheinen in weite Ferne gerückt. Umso schöner ist es in diesen Tagen, in Erinnerungen zu schwelgen. Daher möchte ich Dich heute mitnehmen auf unsere kleine Reise auf die Insel.
Der Ursprung der Hunderasse liegt in Großbritannien – lag es da nicht nahe, London mit Hund zu besuchen? Na gut, vermutlich weiß er nicht um seine Wurzeln, und wahrscheinlich wäre es ihm auch egal. Und muss London mit Hund wirklich sein? Sicher nicht unbedingt optimal, aber wir hatten unsere Gründe, unseren kleinen Beagle über den Kanal zu schicken.
Die Tochter meines Mannes lebt dort und es wurde nun wirklich Zeit, dass wir sie einmal besuchen. Sie hat nur eine kleine Wohnung, aber Freunde von uns, die ebenfalls in London wohnen, hatten uns zudem angeboten, bei ihnen zu übernachten, das machte vieles einfacher. Länger als zwei Nächte haben wir Piet noch nie in fremde Hände gegeben, und bei seinem Beaglekumpel Diego, zu dem wir ihn schon häufiger gebracht haben, war gerade Welpe Lucky (Piets Halbbruder!) eingezogen, das wäre ein bisschen viel auf einmal gewesen. Also musste Piet mit.
London mit Hund – Anreise über den Eurotunnel
Wir haben uns nach langem Recherchieren und Abwägen für die Fahrt mit dem Auto durch den Eurotunnel entschieden. Wenn du mehr über die Gründe und mögliche Alternativen wissen möchtest, sprich mich gerne an. Das würde hier den Rahmen sprengen. Auf die Einreisebedingungen für Hunde gehe ich am Ende noch einmal ausführlicher ein. Außerdem gebe ich dort noch praktische Tipps für die Buchung und die Fahrt durch den Eurotunnel.
Wenn du am Eurotunnel-Terminal in Calais ankommst, musst du zunächst zur „pet reception“. Dort wird der Ausweis deines Hundes kontrolliert und sein Chip eingelesen. Gleich neben der „pet reception area“ gibt es die „pet exercise area“. Unter dem Motto „no more muddy paws“ kann dein Hund dort auf Kunstrasen ein wenig spielen und/oder seine Geschäfte erledigen. Großartig organisiert, finde ich!
Auf dem Pendant in Folkestone, den du bei der Rückreise ansteuern kannst, befinden sich auf dem Platz zusätzlich einige Spiel- und Klettergeräte für Hunde. Und dort gibt es sogar einen separaten Auslauf für läufige Hündinnen!
Unsere Freunde wohnen in einem viktorianischen Haus im Nordwesten Londons, nahe der beiden großen Bahnhöfe St. Pancras und King‘s Cross. Die Wohnung erstreckt sich über drei Etagen. Piet liebte es sofort, die teils steilen und engen Treppen auf und ab zu laufen – und mir blieb am Anfang jedes Mal fast das Herz stehen.
London – eine ziemlich hundefreundliche Stadt
In der Nähe – und generell in London – gibt es viele kleinere und größere Parks. In einigen findest du sogar eingezäunte Hundefreilaufflächen. Spender für Hundekotbeutel habe ich selten gesehen, also besser genügend Beutel mitbringen.
Die Reaktion der Engländer auf unseren – zugegebenermaßen besonders hübschen – kleinen Beagle war sensationell! Man könnte meinen, Beagle seien dort keine Seltenheit, und tatsächlich haben wir hier und da einen getroffen. Viel häufiger aber passierte es, dass Menschen stehenblieben und in ihrer betont höflichen britischen Art fragten, ob sie unseren Hund einmal anfassen dürften. Und auch vielen vorbeieilenden Passanten stand das Entzücken geradezu ins Gesicht geschrieben. „Beautiful dog! “ – „Lovely dog!“ hörten wir nicht selten.
Piet – ein Beagle in London: Was tun mit Hund?
Was kann man nun in London mit Hund unternehmen? Natürlich sind die Möglichkeiten, wie generell bei Städtetrips, begrenzt.
„In Restaurants sind Hunde in der Regel nicht erlaubt, in Pubs aber im Allgemeinen schon.“
Da man in den meisten Pubs auch gut essen kann, ist das also schon mal kein Problem. Generell lieben die Engländer Hunde und meistens bringt gleich jemand einen Wassernapf. Auch beim Afternoon-Tea in einem Hotel der gehobenen Klasse war Piet gerne gesehen! Dort bekam er sogar eine Wurst!
Nicht erlaubt hingegen sind Hunde in den meisten Geschäften, auch Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften, das war für uns eine Überraschung. Shopping fällt also aus. Nun mag das sowieso nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der meisten Hunde gehören, aber tatsächlich kann man hier in Deutschland mit Piet hervorragend einkaufen gehen. Er benimmt sich vorbildlich (bis wir aus der Ladentüre heraus sind…) und ist bei allen Verkäuferinnen und Verkäufern beliebt.
Auch Museen und Kirchen sind für Hunde nicht zugänglich, aber das ist ja in Deutschland nicht anders. Eine der wenigen Ausnahmen: die Tower Bridge Exhibition (haben wir jedoch nicht besucht).
In erster Linie bieten sich also Spaziergänge mit Sightseeing an. Entlang der Themse beispielsweise kann man das ganz hervorragend tun. Und wenn du zu zweit unterwegs bist, kann ja immer noch einer mit dem Hund draußen bleiben, während der andere vielleicht etwas einkaufen oder mal einen Blick in eine Kirche werfen möchte.
Beim Spaziergang entlang der Themse kamen wir am Borough Market vorbei, auf dem uns leider ein Schild signalisierte, dass Hunde dort nicht gern gesehen sind. Das war etwas enttäuschend, denn wir befanden uns ja im Freien und hier in Deutschland sind Hunde auf Märkten erlaubt. Wir sprachen später mit einem Londoner, der sehr überrascht war. Er sagte, er gehe regelmäßig mit seinem Hund auf den Borough Market. Vielleicht hätten wir es einfach drauf ankommen lassen sollen, aber als Nicht-Einheimische bin ich da immer etwas vorsichtig und möchte nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Da wir bei Freunden wohnten, konnten wir Piet auch mal für ein paar Stunden dort lassen. So kamen wir doch noch in den Genuss, uns am Samstagabend eine Show anzusehen. Und an einem besonders verregneten Nachmittag entschieden wir uns zu einem Museumsbesuch. Da wir London vorher schon recht gut kannten, hatten wir nicht das Bedürfnis, jede Sehenswürdigkeit abzugrasen.
Grundsätzlich gibt es aber unzählige Möglichkeiten für ausgedehnte Spaziergänge, bei denen man die meisten Highlights zumindest von außen mitnehmen kann: Tower und Tower Bridge, Big Ben, Buckingham Palace, St. Paul’s Cathedral, St. Pancras …
Besonders beim Spaziergang entlang der Themse finde ich es faszinierend, die Architektur – Historisches neben Modernem – zu betrachten. Wir haben unseren Spaziergang an der London Bridge begonnen und sind auf der südlichen Seite bis zur Tower Bridge gegangen. Nahe der City Hall kamen wir an einer kleinen Wiese vorbei, wo Piet ausreichend Gelegenheit zum Spielen mit anderen Hunden bekam. Die Grünfläche war zwar nicht eingezäunt, aber da immer genügend interessante Spielkameraden da waren, machte er keine Anstalten, abzuhauen. Dann haben wir die Tower Bridge überquert und sind auf der anderen Seite zurückgegangen.
Du kannst auch weiter westlich entlang der Themse gehen und beispielsweise die Millenium Bridge nehmen oder sogar bis Big Ben laufen. Wir haben von London Bridge die U-Bahn bis Green Park genommen und sind durch den Park zum Buckingham Palace gegangen. Auch in diesem Park gab es wieder eine eingezäunte Hundefreilauffläche.
London mit Hund – Hunde in Zügen und U-Bahnen erlaubt
In Zügen und U-Bahnen sind Hunde erlaubt und benötigen keinen Fahrschein. Allerdings müssen sie auf der Rolltreppe getragen werden. Das geht bei Piet (13,5 kg) so gerade noch – beim Ridgeback dürfte das schwierig werden … 😉 … Treppen gibt es kaum.
Viele, jedoch nicht alle Bahnhöfe in London sind barrierefrei! Du kannst zwar den Aufzug nehmen. Aber das U-Bahn-Netz ist sehr verschachtelt und geht über mehrere Ebenen. Das kann bedeuten, dass du mehrmals den Aufzug wechseln musst und dabei auf einer Ebene noch weite Strecken von einem Aufzug zum nächsten in Kauf nehmen musst.
Das ist alles machbar, aber eben lästig und kostet Zeit. Die U-Bahnen sind häufig voll, besonders in der Rush-Hour. Piet hat das überhaupt nichts ausgemacht, aber ich kann mir vorstellen, dass das für den einen oder anderen Hund ziemlich stressig sein kann.
Eine gute Alternative sind die Busse. Sie sind in der Regel nicht so voll, und so sieht man auch mehr von der Stadt. Man ist eben etwas länger unterwegs, aber das sollte ja eigentlich im Urlaub keine Rolle spielen.
London mit Hund – Fazit
Ich denke, jedem verantwortungsbewussten Hundehalter ist klar, dass eine Großstadt nicht das optimale Reiseziel für einen Urlaub mit Hund ist. Aber ein Tag in der Stadt kann ja auch eine Station auf einer längeren Reise durch das Land sein.
„Wenn Du nur einen Hund hast und dieser nicht zu groß ist, finde ich London machbar.“
Mit mehreren und/oder größeren Hunden stelle ich es mir schwierig vor. Ob und inwiefern es deinen Hund stresst, beispielsweise in einer überfüllten U-Bahn zu fahren, kannst nur du beurteilen. London ist sehr weitläufig und hat viele Spazierwege und herrliche Parks. Und die Engländer lieben Hunde!
Aber besonders bei schlechtem Wetter – und das kommt ja in England durchaus vor – sind die Möglichkeiten, in London mit Hund etwas zu unternehmen, begrenzt. Die Anreise durch den Eurotunnel ist unproblematisch. Aber je nachdem von wo du anreist, bist du lange unterwegs – es sei denn, du hast einen kleinen Hund, mit dem du fliegen kannst.
London ist und bleibt für mich eine coole Stadt! Hoffen wir, dass wir trotz Brexit und Corona eines Tages wieder zu den verrückten Briten auf die Insel reisen dürfen!
Praktische Hinweise
- Einreisebestimmungen (Stand Februar 2020): Der Hund muss gechipt und gegen Tollwut geimpft sein und einen EU-Heimtierausweis haben. Darüber hinaus musst du noch eine Wurmkur nachweisen können, die bei der Einreise mindestens 24 Stunden, aber nicht länger als 5 Tage her ist. Dazu musst du die Entwurmung beim Tierarzt durchführen lassen, der diese dann in den Ausweis einträgt. Das ist dann aber auch schon alles. Dass Hunde nicht nach Großbritannien reisen dürfen beziehungsweise dort zunächst in Quarantäne müssen, ist lange her: Diese Regelung wurde bereits im Jahr 2000 aufgehoben.
- Anreise nach Calais: Je nachdem wie weit deine Anreise nach Calais ist, solltest du ausreichend Pausen und vielleicht sogar eine Übernachtung einplanen. Wir haben auf dem Hinweg in Antwerpen übernachtet, wo ich eine Zeitlang gelebt habe und mich daher gut auskenne. Falls du noch nie dort warst: Die Stadt ist äußerst sehenswert! Hunde sind nicht in allen Restaurants erlaubt, im Zweifelsfalle einfach nachfragen.
- Übernachtet haben wir in Antwerpen im ibis-Hotel – ein einfaches und relativ preiswertes Hotel in zentraler und dennoch ruhiger Lage. Von Lüneburg aus hatten wir so bereits ungefähr zwei Drittel der Strecke geschafft und hatten es am nächsten Morgen nicht mehr so weit. Auf dem Rückweg sind wir die Strecke Calais – Lüneburg ohne Übernachtung, aber mit mehreren Pausen, durchgefahren.
- Eurotunnnel: Das Ticket solltest du vorab buchen, für den Hund fallen zusätzliche Kosten an. Wenn Du ein preiswertes Ticket buchst, musst du dich vorher auf eine Uhrzeit festlegen. Das flexible Ticket ist teurer. Aber auch bei dem preiswerteren Ticket kannst du eventuell ohne Aufpreis einen früheren Zug nehmen, falls du früher da bist. Nur zu spät solltest du dann wahrscheinlich nicht kommen.
- Der Check-in erfolgt bis maximal 45 Minuten vor der Abreise. Die eigentliche Fahrt dauert nur 35 Minuten. Du fährst mit dem Auto in einen Zugwaggon hinein, das ist zunächst etwas ungewohnt. Während der Fahrt kannst du deinen Liebling wie gewohnt im Auto transportieren, in seiner Box oder auf der Rückbank. Natürlich kannst du ihn auch zu dir nach vorne oder in den Fußraum holen. Während der Fahrt ruckelt und scheppert es etwas, aber ansonsten merkt man eigentlich kaum etwas. Nicht vergessen, wenn du in Folkestone wieder aus dem Zug hinausfährt: ab jetzt herrscht Linksverkehr!!!
- Weiterreise Folkestone – London: Mit dem Auto kannst du eigentlich in London nicht viel anfangen. Parkplätze sind rar und teuer, außerdem gibt es hohe Umweltauflagen. Das Auto außerhalb von London abzustellen, halte ich daher für eine gute Idee. Wir hatten das Glück, dass wir es bei einer Kollegin meines Mannes ungefähr auf halber Strecke zwischen Folkestone und London parken konnten. Von dort aus haben wir einen Vorortzug genommen und die letzte Etappe mit der U-Bahn zurückgelegt.
Hundefreundliche Gastronomie in London
Wir haben in diesen beiden Pubs, die in der Nähe unserer Unterkunft lagen, hervorragend gespeist:
- The Harrison Pub: etwas moderner eingerichtet und stets gut besucht!
- The Lamb: traditioneller Pub (draußen stand ein „Hunde verboten“- Schild, das aber auf Nachfragen offenbar nicht galt).
Im trendigen Stadtteil Bermondsey, nicht weit von der Tower Bridge, haben wir hier zu Mittag gegessen:
- The Woolpack (recommended dog-friendly pub!). Hier hat es uns besonders gut gefallen!
Im The Half Cup haben wir uns manchmal morgens einen coffee-to-go und ein Schoko-Croissant geholt. Wir hätten dort theoretisch mit Piet auch frühstücken dürfen – es sah sehr verlockend aus (unbedingt reservieren!).
Im The Montague Hotel haben wir den Afternoon-Tea eingenommen: Sehr teuer, aber eben gediegen-britisch, gut und extra dog-friendly!
Auf dieser Website kannst du nachschauen, welche Unterkünfte, Gastronomiebetriebe und Geschäfte in England hundefreundlich sind, und was du sonst noch so mit Hunden unternehmen kannst (habe ich leider auch erst nach der Reise gefunden…..): www.dogfriendly.co.uk
Fotos und Text: Ruth Heume, Ruthis Lüneburg-Blog
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