Es ist der letzte Tag des Jahres 2013. Silvester. Blauer Himmel und Sonnenschein. Moderate Temperaturen. Für das abendliche Silvester-Event ist so gut wie alles vorbereitet. Was gibt es da Besseres zu tun als die Hunde ins Auto zu verfrachten und eine kleine Wanderung zu machen. Wir fahren zum Kloster Engelthal, das ganz in unserer Nähe liegt.
Hier habe ich im Internet eigentlich eine rund acht Kilometer lange Wanderung herausgesucht, die auf Wegen stattfinden soll, die nicht jeder geht und die ein bisschen verwunschen wirken. Ja, verwunschen war es. Das lässt sich nicht abstreiten … aber ich glaube, wir haben nur etwa die Hälfte des korrekten Weges „gefunden“ … der Rest blieb im Winterlaub und im Matsch stecken …;-)
Kloster Engelthal ist eine kleine Gemeinde in der Wetterau und rund 40 Kilometer von Frankfurt entfernt. In dem 1268 von den Rittern von Büches und Karben gestifteten Zisterzienserinnen-Kloster leben und arbeiten heute Benediktinerinnen. Das Kloster steht auch interessierten Gästen offen, die sich für das klösterliche Leben interessieren oder nach stiller Einkehr suchen. Wir jedenfalls starten direkt an der Klosterpforte. Dayo kann es kaum abwarten und findet es äußerst ungehörig, dass er die ersten Meter an der Leine zurücklegen muss. An diesem sonnigen Silvestertag ist auch allerhand los, denn direkt neben dem Kloster liegt ein Pferdegestüt. Auf dem ersten Kilometer begegnen wir dann auch zahlreichen Reitern.
Tief einatmen. Die Luft ist wunderbar. Die Ausblicke ebenfalls.
Und noch befinden wir uns auf dem rechten Weg. Aber keine Sorge, das ändert sich auch bald! Nach 500 Metern sollen wir die erste Abzweigung nach rechts nehmen. Hier entbrennen die ersten Diskussionen, warum ich keine ordentliche Wanderkarte habe, warum ich überhaupt heute hier entlang laufen will und überhaupt, dass hier überhaupt kein Weg sei … also einfach nur das Übliche, wenn wir direkt vor der Haustür wandern gehen wollen … 😉 … ich finde, wir sind noch auf dem richtigen weg, denn in der Tat ist der wenig begangene Weg sehr matschig – und genauso war es schließlich auch beschrieben. Weitere 200 Meter später befinden wir uns auf dem höchsten Punkt – auf dem Steinberg.
Hier schauen wir auf den ehemaligen Steinbruch, der die Basaltsteine für Engelthal lieferte. Wir sind richtig … juhuuu … weiter geht es.
Ich gebe zu, dass ab dem Steinbruch so gut wie kein Weg mehr erkennbar ist. Wir stapfen durch zentimeterdickes Laub, das den Boden bedeckt und bei jedem Fußtritt raschelt. Dayo ist begeistert. Er springt übermütig über Baumstämme und -äste, schnuppert mal hier und mal da. Suri ist hochgradig aufmerksam, gibt sich jedoch gar nicht erst mit übermütigem Herumspringen ab. Zielorientiert und in Jagdhaltung (Nase im Wind, eine Pfote leicht angehoben) nimmt sie die vielen unterschiedlichen Düfte wahr und saugt sie genüßlich ein. Und Thomas und ich? Wir stehen entweder im Laub oder im Matsch. Wir kämpfen uns gut 30 Minuten durch das Unterholz und stehen irgendwann plötzlich wieder auf einem „ordentlichen“ Waldweg, der aber schlauerweise in keine Richtung beschriftet ist.
Keine Frage: Wir sind auf jeden Fall nicht mehr auf dem Wanderweg! Nirgends ein Schild „Stadtwald Engelthal 124“ – nichts – nada – nothing. Na und, ist ja eigentlich auch egal. Wir wollen an dieser Stelle jedenfalls keine Wurzeln schlagen und entscheiden uns rechts weiterzugehen. Hmmm, irgendwann ist der Weg kein Weg mehr, und es geht erneut über Stock und Stein durch den Wald. Allerdings schimmern in einiger Entfernung die Koppeln und das Dach des Gestüts durch den Wald. Also weiter. Irgenwann tauchen wir am Gestüt aus dem Wald auf und spazieren wieder auf das Kloster zu. Wir lassen die acht Kilometer acht Kilometer sein und marschieren an unserm Ausgangspunkt vorbei. In die andere Richtung. Den asphaltierten Weg hinauf auf eine Anhöhe.
Zu unseren Füßen breitet sich ein Teil der Wetterau aus.
Noch ein kurzer Blick über die Schulter, dann geht es wieder rein in den Wald.
Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die Bäume, die so ganz ohne Laubkleid auf ihr Erwachen im nächsten Frühjahr warten und …
… Dayo zerstört völlig entspannt die Bilder schlafender Nadelbäume, die sich in großen Pfützen am Wegesrand spiegeln.
An diesem letzten Tag des Jahres haben wir es einmal mehr geschafft, den von mir ausgesuchten Wanderweg nicht so richtig zu finden. Ob sich das großartig im kommenden Jahr ändern wird? Ich weiß es nicht. Irgendwie denke ich immer, dass man die Wanderwege, die sich in unmittelbarer Nähe von Zuhause befinden, auch ohne Wegplan findet … 😉 … am Kloster Engelthal sind wir nicht die geplanten acht Kilometer gelaufen, aber um die sechs Kilometer waren es auch!
Weitere Informationen
Wie anfangs geschrieben, wurde das Kloster 1268 als Kloster zur heiligen Maria im Tal der Engel gegründet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es geplündert und nieder gebrannt. Die Nonnen flüchteten damals nach Aschaffenburg. Zwischen 1666 und 1750 wurde das kirchliche Anwesen im spätbarocken Stil wieder aufgebaut. 1803 löste der Staat das Kloster auf. 1952 erwarb das Bistum Mainz das gesamte Gelände. Ab 1962 besiedelten Benediktinnerinnen das Kloster, das 1965 zur Abteil erhoben wurde.