Ingrid kennst Du schon, denn ich habe erst kürzlich kürzlich Ihr Buch „Wanderungen für die Seele. Westerwald“ hier auf dem Blog vorgestellt. Sie schätzt das Reisen und Wandern mit Hund sehr und hat sich meiner Fragerunde gestellt.
Inhalt:
Wer bist Du, und wer ist Deine vierbeinige Begleiterin?
Wer bin ich? Tja, die Antwort ist vom Betrachter abhängig. Man nimmt mich zum Beispiel als Tochter, Mutter, Freundin, Nachbarin, Reiseführerautorin, Steuerzahlerin, Geocacherin, Bloggerin, Bookcrosserin und Hunderundenbekannte wahr.
Für meine Hunde war und bin ich die Rudelchefin, die zwar das Sagen hat, aber nur doofes Hundefutter in den Napf bringt. Daneben gibt es eben noch die Futterchefin – meine Mutter -, die für Extras und Leckerli zuständig ist. Und dann sind da noch die drei Welpen der Rudelchefin, die herrlich häufig etwas fallen lassen oder an eine gut erreichbare Stelle legen und sich nachher wundern, wenn es weg ist.
Meine vierbeinige Begleiterin ist Bathida, eine etwa 13-jähige braune Neufundländerin. Sie wurde im Frühling 2011, genau am Todestag meines geliebten Neufundländers Torro, aus der Fabrik eines Hundevermehrers gerettet. Da sie erst noch aufgepäppelt werden musste und nur als Zweithund vermittelt wurde, nahmen wir im Mai 2011 den Neufundländerrüden Maxim bei uns auf.
Er war eine Seele von Hund und der ideale Lehrer für dieses verhuschte Mäuschen. Sie kannte nichts und hatte Angst vor allem. Keiner wusste, wie alt sie war. Die Ärzte schätzten sie auf 1 1/2 bis 2 1/2 Jahre. Maxim brachte ihr bei, dass man in diesem grünen weichen Zeugs im Garten und in Parks (= Gras) nicht versinkt und dass man gestreichelt wird, wenn man vor dem Menschen nicht sofort wegläuft.
Mit ihm spielte und rannte sie, schlief an seiner Seite und bellte jede andere Hündin an, die ihm zu nahe kam. Sie schaute sich sogar das Pinkeln im Stehen bei ihm ab. Als er 2016 mit fast 12 Jahren starb, brauchte sie lange, um über seinen Tod hinweg zu kommen.
Inzwischen ist sie aber ein vollkommen ausgeglichener und zufriedener Hund. Sie wandert gerne und läuft sogar diszipliniert neben dem Fahrrad her. Alles geht nun im Alter etwas langsamer. Nur wenn bei der täglichen Hunderunde hinter der Schule ein Feldhase sich aufrichtet, ist es mit der Gelassenheit vorbei.
Wenn Du auf der Suche nach einem Hotel bist – was ist wichtig für Dich, wenn Du mit Hund reist?
Mein Hund ist mein Recherchehelfer. Er muss daher überall mit mir hin, wir können bei manchen Recherchereisen nicht sehr wählerisch sein. Oft gibt es im weiteren Umkreis nur diese eine Unterkunft.
Wenn ich aber die Wahl habe, nehme ich lieber ein einfaches Hotel, in dem Hunde herzlich aufgenommen werden und ich an der Rezeption schon gleich Fragen nach Geschlecht, Rasse usw. beantworten muss.
Was hilft mir ein besseres Hotel, in dem mein Hund nicht gern gesehen ist? Da gehe ich lieber ein paar Schritte zum Etagen-Klo oder ergänze ein spartanisches Frühstück aus eigenen Vorräten.
Bei Hotels, die ich schon kenne, bitte ich schon bei der Buchung um ein bestimmtes Zimmer. Das ist – je nach Hotel – z.B. besonders nah am Hinterausgang Richtung Wald oder hat einen großen Balkon, auf dem Bathida dann schlafen kann. Bleiben wir länger an einem Ort, ziehe ich eine Ferienwohnung vor. Dann muss der Hund nicht allein im Zimmer bleiben, während wir im Frühstücksraum sind und wir können uns alle freier bewegen.
Camping mit dieser Rasse ist nur bei trockenem Wetter lustig. Selbst wenn ich ein spezielles Hunde-Wohnmobil gemietet hatte, in dem die Hunde „ihr eigenes Zimmer“ hatten, wollten sie natürlich immer bei uns sein.
Das ist es dann im Wohnmobil oder Wohnwagen sehr eng und der arme Hund steckt immer wieder an Stellen fest, an denen er sich nicht umdrehen kann. So lange man dann tagsüber vor dem Camper sitzt, kocht, isst und spielt, ist es prima. Aber bei Regen spielt sich ja das Familienleben drinnen ab. Und dort liegt dann der Hund mittendrin. Und stinkt. Und wie! Denn es gibt nur eins, was schlimmer stinkt als Hund: ein nasser Hund!
Was ist Dein persönlicher Urlaubstipp für HundeReisenMehr?
Als Reiseland zum Wandern mit Hund kann ich Italien empfehlen. Zumindest wenn man mit einem – oder gar zwei – Neufundländern unterwegs ist, wird man überall herzlich aufgenommen.
An einem Wandertag auf der Via Degli Dei haben wir gezählt: Unsere Hunde wurden von entgegenkommenden Wanderern und Einheimischen in den Orten 36 x als „Che Bello“ bzw. „Che Bella“ bezeichnet. Wir mussten 21 x Auskunft über die Rasse geben (Terranova war eins der ersten italienischen Worte, die ich bei dieser Reise neu lernte), wurden 15 x nach dem Geschlecht und 12 x nach dem Verwandtschaftsverhältnis gefragt.
Zwölf Personen streichelten einen oder beide Hunde einfach ganz spontan, weitere neun Menschen fragten erst, ob sie sie streicheln durften. Achtmal bekam der Hund von Menschen, deren Grundstücke wir passierten Wasser angeboten, nur zweimal wir Menschen. Bei fast jeder Einkehr hatte der Hund schon den Wassernapf vor sich stehen, bevor wir die Rucksäcke ablegen konnten.
Sehr hundelieb sind auch die Gastgeber und Einheimischen in Wales. Meine Hunde würden nur Positives berichten, wenn sie reden könnten. Hier ist das Wandern allerdings mit großen Hunden etwas schwierig. Dort wandert man öfters über Weiden, der Weg führt dann auf einem „Stile“ über den Zaun.
Ich weiß nicht, ob es in er deutschen Sprache überhaupt ein Wort für diese Dinger gibt, vielleicht „Zauntritt“ oder „Zaunleiter“. Jedenfalls muss man seinen Hund dort hinüber hieven, wenn er keine artistische Ausbildung hat. Zum Glück gibt es aber immer mehr „Dogstiles“, das sind kleine Durchlässe neben der Stile, durch die ein kleiner oder mittelgroßer Hund passt, wenn man ein Brett hochzieht. Die Öffnung ist aber so klein, dass ein Schaf selbst dann nicht hindurch passt, wenn ein Wanderer vergessen hat, das Brett wieder hinab zu senken.
Leider bin ich immer mit Neufundländern unterwegs, die so groß wie ein Schaf sind und deshalb auf solchen Wegen nicht mitwandern können. Das führte bei einer Recherche auf dem Pembrokeshire Coast Path zu einem spontanen Hundetausch: Die Wirtin bat mich, ihr den großen Neufundländer im Hotel zu lassen, weil er so herrlich weich und ruhig ist. Stattdessen durfte ich jeden Tag ihren quirligen Terrier mit auf die Wanderung nehmen. Auch nach fast 30 km sprang Toby noch um unsere Beine und schaute uns an, als wolle er fragen: „Wann geht es denn endlich richtig los?“
Als echte Rheinländerin mit Wurzeln in der Hocheifel will ich natürlich auch Werbung für meine Heimat machen. In der Eifel lässt es sich prächtig mit einem Hund wandern, schwimmen und leben. Die Buchenurwälder spenden genug Schatten, die vielen Bäche, Flüsse und Maare sind ideal für Wasserhunde.
Fünf Dinge, die Du immer im Gepäck hast, wenn Du mit Hund reist?
- Wichtigstes Utensil ist ein faltbarer Wassernapf von Ortlieb, den wir mitunter zweckentfremden, um darin Geschirr zu spülen, Einkäufe zu transportieren, heiß gelaufene Füße abzukühlen oder Babys zu baden. Damit kann ich meinem Hund Wasser aus für ihn nicht erreichbaren Brunnen, aber auch aus meinen eigenen Vorräten geben.
- Ein extra Handtuch namens Hundtuch. Ich nehme dafür eins meiner schnell trocknenden Outdoor-Handtücher, weil sich darin die Hundehaare nicht verfangen. Denn ich bin stets mit Vertretern der Rasse „Neufundländer“ unterwegs. Das sind Wasserrettungshunde. Selbst wenn sie nicht entsprechend ausgebildet wurden, sind sie gute Schwimmer, die aber leider auch vor keiner anderen Wasserstelle Halt machen.
War man mit einem Neufundländer den ganzen Tag wandern, hat man in jedem Fall einen nassen Hund dabei. Wenn es nicht ohnehin regnet, ist er nass vom Wälzen im Gras, vom Schwimmen in einem Tümpel oder von Suhlen in einer matschigen Restpfütze. Um in der Unterkunft nicht abgewiesen zu werden, hat es sich als strategisch günstig erwiesen, noch vor Betreten des Hotels in Sichtweite des Rezeptionisten den Hund mit dem Hundtuch abzurubbeln.
Das Hundtuch hat eine weitere Verwendung: Auf den Boden im Hotelzimmer gelegt, weiß mein Hund sofort, wo er hingehört und fühlt sich zuhause. Es scheint nämlich auch rassetypisch zu sein, dass Neufis keine Matratzen, Bettchen oder Körbe mögen, sondern lieber einfach auf einer Decke, einem Handtuch, einem Läufer oder dem nackten Boden liegen.
- Trockenfleisch für Hund und Frauchen. Alle meine Hunde teilten und teilen meine Leidenschaft für Trockenfleisch. Nennt es Beef Jerky oder Billtong – Hauptsache hart, trocken und herzhaft. Wenn ich für uns beide im Menschenladen einkaufe, achte ich darauf, dass es ungewürzt ist. Kaufe ich im Tierladen ein, nehme ich nur durchsichtige Packungen, in denen ich das Fleisch sehen kann.
- Ja, nenn mich langweilig, aber ich bin nun einmal Beamtin und nehme daher auch immer den internationalen Impfausweis meines Hundes mit. Selbst wenn ich nicht ins Ausland fahre, habe ich ihn gerne dabei. Im Falle eines Falles könnte ich auf diese Weise dem behandelnden Nottierarzt Auskunft über die letzten Impfungen geben.
- Mir will kein fünftes Ding einfallen, das ich immer im Gepäck habe. Futter bekommt mein Hund nur einmal am Tag abends, das bleibt bei Tageswanderungen also zuhause. Bei längeren Touren haben wir nur einen Notvorrat dabei und kaufen unterwegs, was die Läden so hergeben.
Warum sollte mein Hund in Italien, Frankreich, Österreich, Schweiz oder Großbritannien immer nur sein langweiliges deutsches Futter fressen? Das wäre ja so, als würde ich unterwegs nur Dosenravioli essen und die lokale Küche vollkommen ignorieren.
Selbst die Leine habe ich nicht immer dabei. Ich Schussel habe sie schon mehr als einmal vergessen und dann mit dem Gürtel meiner Wanderhose improvisiert. Zeckenkarte und Erste-Hilfe-Set hatte ich früher oft dabei, aber nie gebraucht, deshalb werde ich in dieser Hinsicht immer nachlässiger.
Vielen Dank, liebe Ingrid, dass du mir mit „4 Fragen an 6 Pfoten“ Rede und Antwort gestanden hast. Wales steht auf meiner Wunschliste zum Thema Reisen und Wandern mit Hund.
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, mehr über Ingrid und ihr Rudel zu lesen, dann besuch‘ doch einfach ihren Blog Fernwehkinder.
Fotos + Text: Ingrid Retterath