Heute habe ich die „Vier Fragen an sechs Pfoten“ einmal etwas abgewandelt und ganz viele Fragen stellen können und zwar an Axel Ladiges. Er ist Eigentümer und Hoteldirektor im Hotel Schweizerhof in Sta. Maria im Unterengadin.
Herr Ladiges, Sie sind seit 2012 Eigentümer vom Schweizerhof Sta. Maria. Wie sind Sie zu dieser Position gekommen?
Ich kannte die Ex-Frau vom Vorbesitzer, Belinda Conradin, der das Tierheim in Ramosch gehört. Bei ihr musste ich meinen obligatorischen Sachkundenachweis für den Hund machen und durch sie habe ich erfahren, dass das Hotel zum Verkauf steht. Das Hotel kannte ich schon vorher und habe immer gesagt, wenn ich mal ein eigenes Hotel haben sollte, dann muss es genau so aussehen. Und so kam es schließlich dass ich das Haus übernehmen durfte.
Der Schweizerhof war schon vor Ihrem Antritt bekannt als hundefreundliches Hotel. Wie haben Sie sich zu Beginn auf diese Stammgäste eingestellt? War es eine neue Situation für Sie?
Die Art der Gäste, also die Altersstruktur und die Nationalitäten, waren mir bereits aus dem Hotel Belvair in Scuol bekannt und ich mag diesen Kreis. Der genießt das Leben und lässt es sich gut gehen. Es ist aus meiner Sicht ein famoses und treues Publikum. Und von den Hunden merken Sie als Hotelgast im Normalfall nichts. Auch als ich selbst einmal im Hotel übernachtete habe, habe ich von den anderen Tieren weder etwas gehört noch gerochen, noch sind mir andere Unreinheiten in den Zimmern oder in den öffentlichen Bereichen aufgefallen.
Ausserdem muss ich gestehen, dass der mehr oder weniger unerzogenste Hund mein eigener ist, denn der will immer auf sich aufmerksam machen und spielen. Während die anderen Hunde, wenn sie im Hotel sind, meist zum Trainieren da sind und die Hundehalter sich nebenbei auch erholen wollen.
Der Schweizerhof hat also Tradition, was Hundetrainings angeht?
Bemerkenswerterweise finden die Hundekurse schon seit über 30 Jahren statt und wurden dazumal von Belinda Conradin ins Leben gerufen. Das Publikum ist nach wie vor treu und einige kommen tatsächlich noch immer, allerdings schon mit dem so und so vielten Hund – und das teilweise sogar zwei oder drei Mal im Jahr. Was nun also als „neuer“ Markt angesehen wird, ist im Schweizerhof schon lange Geschäft, und die Hundebesitzer waren es auch, die als erstes und sehr aufgeschlossen auf die Wiedereröffnung des Schweizerhofs reagiert haben.
Da wie Sie sagen, dass Hundebesitzer meist treue und angenehme Gäste sind – wie haben Sie das Angebot vor Ort ausgebaut, und haben Sie Pläne, dieses Angebot noch weiter zu verbessern?
Wir arbeiten mit vielen Partnern zusammen und werden das Angebot auch stetig erweitern. So zum Beispiel wollen wir Trainings in Richtung Verhaltenstherapie anbieten, die den Halter noch stärker einbeziehen. Außerdem ist geplant, den Hunderaum mit einer Hundedusche ausstatten. Zugleich wollen wir den Hundepreis weiter niedrig halten. Es gibt Häuser, wo der Preis bei über 15 Schweizer Franken pro Nacht liegt, alleine für das Mitnehmen des Hundes. Wir werden nächstes Jahr den Preis moderat von sechs Schweizer Franken auf 8,50 Schweizer Franken steigern und da ist weiter das Hundetuch, die Abdecktücher im Zimmer, die Näpfe und wer mag auch Trockenfutter von der Firma BiOMill mit inklusive.
Sie bieten auch spezielle Kurse und Hundewochen zusammen mit erfahrenen Hundtrainern an. Was sind Ihrer Meinung nach die Highlights im Jahr, welche Kurse würden Sie empfehlen?
Wir haben 25 bis 30 Kurse im Jahr. Über das ganze Jahr verteilt und je nach Spezialisierung des Hundes oder Halters haben wir eigentlich für alle etwas im Angebot. Wer sagt, ich möchte einfach mal Grundbegriffe lernen und mein Hund auch, dem empfiehlt sich ein Familien-Begleithundekurs. Hier lernt der Hund, mit anderen Hunden im Rudel klar zu kommen, sich anzupassen, zu bleiben und zu stoppen. Wer sich spezialisieren möchte, für den gibt es Fährtenhundewochen, Sanitätshundewochen oder Mantrailing, also Personensuche. Aber auch der obligatorische SKN Kurs ist möglich. Oder wer einen neuen Hund hat, für den empfehlen wir wärmstens die Junghundewochen im Frühjahr oder Herbst.
Finden die Kurse auf einer Art Trainingsplatz statt, oder auch in freiem Gelände?
Unsere Trainer gehen nach verschieden Methoden vor. Einige arbeiten am Platz, einige sind den ganzen Tag unterwegs auf Wanderungen durch die wunderschöne Natur und machen ihre Lektionen unterwegs. Bei der Beratung, was vielleicht der richtige Kurs ist, sind wir gerne behilflich oder vermitteln an die jeweiligen Trainer.
Wie sieht es mit den Gästen aus, die keine Hunde dabei haben. Gibt es bei Ihnen hundefreie Zonen, oder was tun Sie, um mögliche Probleme zu verhindern?
Die Hundebesitzer wissen, es gibt klare Regeln. So dürfen die Hunde nicht in den Jugendstil-Speisesaal. Außerdem schaut man, ob und wo andere Hunde gerade unterwegs sind und kann diesen gut aus dem Weg gehen. So ist der Garten beispielsweise für Hunde grundsätzlich tabu. Und dadurch, dass wir Doppeltüren haben, hören Sie von den Hunden eigentlich nichts. Man sieht sie, wenn sie kommen und gehen und ab zu wird mal gekläfft, um sich begrüssen, aber ansonsten unterscheidet sich der Schweizerhof von keinem anderen Hotel in der Schweiz, ob mit oder ohne Hund.
Auch Hunde haben immer mal wieder gesundheitliche Probleme. Was bieten Sie vor Ort an, um Verletzungen oder ähnliches zu versorgen?
In manchen Hundewochen sind Tierärzte als Teilnehmer dabei. Außerdem sind die Trainer grundsätzlich geschult, was im Notfall zu tun ist. Ansonsten arbeiten wir mit den hiesigen Tierärzten zusammen, sei es in Müstair oder in Laatsch in Südtirol (ca. 15 min entfernt).
Aus persönlicher Hinsicht, auf was achten Sie besonders, wenn Sie mit Ihrem Hund in den Bergen unterwegs sind? Welchen Tipp haben Sie für andere wanderbegeisterte Hundebesitzer?
Das Münstertal und das anliegende Vinschgau sind speziell. Dadurch, dass wir schon auf 1400 Metern sind, gibt es viele tolle Höhenwege, die dann gar nicht mehr so grosse Steigungen haben. Dazu kommen außerordentliche Touren, sei es Buffalora, Lü, Richtung S-charl oder die Waalwege ins Vinschgau. Es gibt eine Riesenauswahl an Möglichkeiten, was man alleine oder mit dem Hund machen kann. Man sollte einfach immer darauf achten, ob die Tour auch für den Hund angemessen ist. Schafft er das, oder muss ich ihn heimtragen. Habe ich genug Wasser dabei, und bei unserem Hotel speziell, habe ich die Engadin Val Müstair Card mit dabei. Denn damit kann sowohl der Halter als auch der Hund kostenfrei den gesamten ÖV in der Region, inklusive Glurns, Mals, Nauders, Unterengadin, Ofenpass und Val Müstair mit Umbrailpass und neu bis Tirano nutzen. Dieser Zusatznutzen erleichtert die individuelle Tourengestaltung aller Hotelgäste – ob auf zwei oder vier Beinen.
Lieber Herr Ladiges, herzlichen Dank für das ausführliche Interview. Sie haben richtig Lust drauf gemacht, einmal bei Ihnen ein paar Tage zu verbringen … 😉 …
Das Hotel Schweizerhof Sta. Maria ist seit 110 Jahren die erste Adresse im Val Müstair und steht seit 2012 unter der Leitung von Axel Ladiges. Wie bereits erwähnt, bietet das 3-Sterne-Hotel eine große Auswahl an Arrangements für Hundebesitzer an. So wird beispielsweise vom 20. bis 27. September 2014 eine Aufbau- und Intensivwoche für Junghunde angeboten, in der – neben viel Spaß und Spiel – auch kürzere Spaziergänge und Alltagsbegegnungen geübt werden. Detaillierte Informationen und Preise sind auf der Homepage des Hotels unter www.schweizerhof-gr.ch zu finden.