Egal, was das Wetter sagt, ich will endlich mal wieder einen Ausflug machen und schlage eine Exkursion zum Druidenstein im Westerwald vor. Das wird von meinem Mann rigoros abgelehnt, nachdem er seine schlaue Wetter-App befragt hat und diese ihm Sturm und Regen für diese Gegend voraussagt. Da fällt mir ein, dass ich aus unserer Tageszeitung einige Touren aus der Wanderserie im Herbst 2013 aufgehoben habe (natürlich nur die einfachen). Um zukünftigen Quengeleien vorzubeugen, darf sich mein lieber Mann eine Tour aussuchen. Er entscheidet sich für einen Ausflug rund um Erbach im Odenwald.
Je näher wir an Erbach herankommen, umso mehr fängt es an zu regnen. Aber jetzt gibt es kein zurück mehr. Wir sind ja schließlich nicht aus Zucker. Parken sollen wir laut Beschreibung am Lustgarten in Erbach.
Tscha, wie das so unser persönlicher Stil ist: Wir finden diesen Parkplatz natürlich nicht! Stehen im Auto vor dem Erbacher Schloss herum, schauen die Tourenbeschreibung an und beschließen, dass wir einfach den Wildpark Brudergrund (ein Teil der Tour) suchen und dort starten.
Schließlich handelt es sich um einen 9,8 Kilometer langen Rundwanderweg. Da sollte es ja wohl egal sein, wo wir starten … 😉 … und – oh Wunder – wir finden auch den Wildpark.
Zu Gast bei Familie Rothirsch & Co.
Der Wildpark Brudergrund ist rund 2,5 Kilometer von Erbachs Innenstadt entfernt und beherbergt auf 14 Hektar Rot- und Damwild sowie Mufflons. Entlang des Spazierwegs wird anhand von Schautafeln Wissenswertes über den Lebensraum Wald, das Wild und die Jagd vermittelt.
Dayo und Suri sind zwar froh, dass sie endlich aus dem Auto raus sind, aber es regnet ja. Huuuh, das ist aber gar nicht fein. Doch dann geht Suris Blick auf den kleinen Teich gleich am Eingang des Parks. Und darauf schwimmt allerlei lecker Getier. Schon ist der Regen fast vergessen.
Lass die Enten in Frieden, liebe Suri, und schau mal lieber, was es sonst noch so alles an interessanten Tieren hier gibt.
Aber wie schon so oft: Wild im Gehege ist nicht so interessant … 😉 … und so können wir in Ruhe alles anschauen. Der Eintritt in den Wildpark ist kostenlos und Hunde dürfen – natürlich nur an der Leine – mitgenommen werden. Für einen Euro kaufe ich mir ein Kistchen Wildfutter, denn die Bewohner hier sind alle ziemlich zutraulich.
Dayo versteht die Welt nicht mehr. Futter in der Hand von Frauchen, aber nicht für ihn? Das geht ja wohl doch gar nicht! Die Tiere kommen wirklich ganz zutraulich an den Zaun und lassen sich auch durch Dayo nicht beeindrucken. Alles, was zählt, ist das Futter in meiner Hand …
Wir folgen dann mal einfach der Wegbezeichnung S5
Die Wegbeschreibung sagt, dass die Tour auf gut befestigten Wegen stattfindet und leicht ist. Steigungen seien vorhanden, aber zu verkraften … 😉 … und was ganz wichtig ist: LEICHTE ORIENTIERUNG. Wir sind also ganz beschwingt und trotz des Regens positiv gestimmt, denn tatsächlich finden wir das Wegzeichen im Wildpark ohne Probleme und freuen uns, dass wir diesmal anscheinend ohne große Probleme unterwegs sind …
Und dann geht es raus aus dem Brudergrund. Und siehe da, das Wanderzeichen ist immer noch da …
… und trotz des Regens hat mein Mann noch ein (Foto-)Auge für die Natur …
Irgendwann stoßen wir auf einen asphaltierten Weg. Sind wir immer noch richtig? Das weiße Wanderzeichen S5 ist so nicht mehr vorhanden (wir haben es jedenfalls nicht mehr gesehen). Dafür gibt es nun ein gelbes Wegzeichen 5. Ich bin der festen Überzeugung, dass das korrekt ist. Ein Blick in den Zeitungsartikel … „rechts am Waldrand entlang in Richtung Roßbach“ … hmm, ja. Thomas ist schon leicht unmutig und murmelt etwas von „wir haben keine richtige Wanderkarte“ in seinen nicht vorhandenen Bart.
Ja, wir sind noch auf dem richtigen Weg, denn von dem beindruckenden Anwesen – der Roßbacher Hof – ist auch im Zeitungsartikel die Rede. Hier werden – und das mitten im tiefsten Odenwald – Quarter Horses und Appaloosa gezüchtet. An diesem Tag sind auf den weitläufigen Koppeln, an denen wir vorbei laufen, keine Pferde zu sehen. Ich bestaune aber die riesige, luftige Reithalle … wow, wie toll muss das Reiten hier wohl sein?
Weiter geht es über den asphaltierten Weg. Direkt an das Gestüt grenzt ein weiterer Hof. Die beiden Nachbarn scheinen sich aber nicht in Freundschaft zugetan zu sein, denn Schilder weisen darauf hin, dass das Parken und Wenden von Wagen mit Pferdeanhängern verboten ist, Wanderer dürfen passieren. Also passieren wir auch diesen Hof und marschieren jetzt auf einem durch Getreidefelder führenden Wirtschaftsweg auf die Mossauer Höhe.
Von hier aus sollen schon Siegfried, Gunter und Hagen den Blick über den Odenwald genossen haben und zur Jagd geritten sein. Wir wiegen uns in Sicherheit und folgen weiter der gelben 5. Jetzt geht es direkt in den Wald hinein …
… und jetzt geht es auch bergab. Zwischenzeitlich hatte es mal für eine halbe Stunde aufgehört, zu regnen. Aber nun wird der Regen wieder stärker … die gut ausgebauten Wege sind ziemlich matschig und rutschig …
Unverhofft zurück im Wildpark Brudergrund
Und genau ab diesem Zeitpunkt müssen wir irgendwie vom rechten Weg abgekommen sein. Der Zeitungsartikel schreibt „Verlaufen ist hier ausgeschlossen – oder sagen wir besser mal, so gut wie ausgeschlossen“.
Gut, wir haben uns natürlich nicht verlaufen, aber der Weg S5 in Weiß ist uns ja schon seit geraumer Zeit nicht mehr begegnet, und wir folgen ja der gelben 5. Vielleicht will uns ja hier jemand ärgern?
Für uns ist das Wegzeichen S5 jedenfalls verschwunden. Basta! Wir kommen weder zur „Minimühle am Silberbrünnechen“ noch nach Erbach. Wir marschieren weiter durch den Wald, und ich betone das hier nochmals: Wir folgen der gelben 5, weil es eine weiße S5 nicht gibt. Plötzlich stehen wir fast wieder vor dem asphaltierten Weg, der uns anfangs in Richtung Gestüt (und da waren wir ja noch richtig) führte … zumindest sind wir auf einem Rundweg – auf welchem auch immer – gewandert … und es waren mindestens auch neun Kilometer … 😉 … gut, dann gehen wir jetzt halt das letzte Stück des Weges wieder zurück in den Wildpark (und hier gibt es auch endlich wieder das weiße Zeichen S5).
Ich habe noch Wildfutter übrig. Allerdings sind Dayo und Suri jetzt auch hungrig und finden es gar nicht gut, dass sie von den Körner nichts abgekommen.
Kurze Zeit später sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt – dem Eingang des Wildparks – zurück. Ohne durch Erbach „gewandert“ zu sein oder überhaupt einen Blick auf das Städtchen geworfen zu haben. Die Hunde sind pitschnaß und müde. Und wir haben jetzt Hunger!
Ein letzter Blick auf die zutraulichen Waldbewohner, dann geht es in Richtung Auto, wo uns noch rechtzeitig ein besonders interessantes Schild begegnet …
Waldgaststätte – das hört sich gut an. Nichts wie hin zur Waldgaststätte Käs-Back in Elsbach.
Wir befinden uns in einem Zustand – nass und an den Hosen ziemlich schmutzig und das mit zwei nicht gerade wohlriechenden Hunden -, der unter Umständen nicht ideal ist, um als Gast in einem gastronomischen Betrieb für Furore zu sorgen. Wir fragen vorsichtig nach, ob wir so mitsamt den müffelnden (weil noch feuchten) Hunden herein kommen dürfen. Wir dürfen. Wunderbar. „Wir sind eine Wandergaststätte“ werden wir freundlich empfangen.
Auf der Speisekarte ist Hausmannskost zu erschwinglichen Preisen zu finden. Als Spezialität gilt hier der hausgemachte Kochkäse (für 4,90 Euro mit Brot und Butter), den ich aber nicht probiert habe, weil ich Kochkäse nicht mag. Ein ordentliches Jäger- oder Paprikaschnitzel mit Pommes oder Bratkartoffeln ist für 9,60 Euro zu haben. Den Hunden wurde kein Wasser angeboten.
Weitere Informationen
- Die Odenwald-Tour rund um Erbach zum Wildpark und zurück umfasst eine Strecke von knapp zehn Kilometern (wenn man denn dann auf der korrekten Strecke ist), bei der man auf gut befestigten Wegen läuft (das stimmt auch für die leicht abgewandelte Tourversion, wie wir sie gelaufen sind).
- Die Steigungen halten sich im Rahmen und sind gut zu bewältigen. Wir haben am Wildpark Brudergrund auf der Kreisstraße 49 geparkt und sind von dort aus gestartet.
- Um die Originalstrecke zu laufen, wird das Auto auf dem Parkplatz am Lustgarten in Erbach geparkt. Die Tour startet dann am Bahnhof. Die Strecke ist auch gut mit Kindern zu bewältigen.
- Der Eintritt in den Wildpark Brudergrund ist kostenlos.
- Hunde sind erlaubt und müssen an der Leine geführt werden.
- Wildfutter kostet einen Euro pro Futterkistchen. Die Tiere sind sehr zutraulich und lassen sich gerne füttern.
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