Wer an der polnischen Ostseeküste Urlaub macht, sollte unbedingt den Slowinzischen Nationalpark (Słowiński Park Narodow) besuchen, der sich in der Nähe von Leba (Łeba) befindet. Hier gibt es es die „Ruchome Wydmy“ – Europas größte Wanderdüne.
Inhalt:
Vorbemerkung
Ich war 2013 im Slowinzischen Nationalpark unterwegs. Seitdem hat sich einiges geändert. Wie du aus den Kommentaren entnehmen kannst, gibt es die von mir beschriebene Bahn durch den Park nicht mehr. Außerdem sind Hunde hier NICHT erlaubt – wohl auch nicht in der Nebensaison. (Stand: Juli 2020)
Europas größte Wanderdüne im Slowinzischen Nationalpark
Fährt man knapp 1.000 Kilometer von Frankfurt aus in nordöstlicher Richtung, dann landet man irgendwann in Hinterpommern (Województwo Pomorskie) an der Ostseeküste. Während sich die polnischen Ferienregionen wie beispielsweise Swinemünde (Swinoujście) auf Usedom und Danzig (Gdansk) unter den deutschen bzw. westeuropäischen Touristen großer Beliebtheit erfreuen, trifft man in Hinterpommern bisher eher selten auf deutschsprachige Touristen.
Dabei hat dieser Landstrich neben herrlichen Ostseestränden auch Naturschutzgebiete zu bieten. Dazu zählt beispielsweise der Slowinzische Nationalpark, der 1977 in die Liste der UNESCO Biosphärenreservate aufgenommen wurde und eine wunderschöne, geschützte Dünenlandschaft beherbergt.
Da hier die Touristenattraktionen in der Regel nur in polnisch ausgeschildert sind (was schreibe ich hier eigentlich für einen Blödsinn? In Deutschland, England oder Frankreich sind die Sehenswürdigkeiten auch nur in der jeweiligen Landessprache ausgeschildert. Das Problem ist einfach nur, dass man aus der polnischen Sprache so gar nichts ableiten kann …), wurde uns im Hotel gesagt, wir sollen immer dem Schild „Ruchome Wydmy“ folgen.
Das ist der polnische Begriff für Wanderdüne. Denn zu einer der schönsten und größten Wanderdünen Europas wollen wir: der Lontzkedüne (Łącka Góra), die sich in eben jenem Słowiński Park Narodowy befindet und 42 Meter hoch ist.
Noch ist keine Hauptsaison und der Parkplatz ist nur mäßig gefüllt. Einige polnische Schulbusse, ein deutscher Reisebus und auch einige PKW mit deutschen Kennzeichen stehen hier.
Bezahlt wird nach Dauer des Parkens beim Rausfahren (ist aber moderat). Auch der Eintrittspreis hält sich mit wenigen Euro sehr in Grenzen. Die Entfernung vom Eingang des Parks bis zur Łącka Góra beträgt rund acht Kilometer.
Für diejenigen, die nicht auf Schusters Rappen unterwegs sein wollen, gibt es Fahrradverleihe. Außerdem stehen Elektrozüge zur Verfügung, die regelmäßig bis zur Düne fahren.
Wir entscheiden uns, den Elektrozug zu nehmen. Er kostet umgerechnet etwa 7,50 Euro pro Person.
Unser Timing ist ein wenig ungünstig, denn vor uns warten zwei Schulklassen auf die nächste Bahn … hmmm, zu meiner Zeit mussten wir als Schulkinder immer laufen … aber irgendwann ist es geschafft und wir ruckeln in einem ziemlichen Tempo über gut gepflegte Wege durch den Kiefernwald.
Dabei überholen wir zahlreiche Wanderer (von denen der ein oder andere bewundernswerter Weise in FlipFlops unterwegs ist. Ich könnte keine acht bzw. 16 Kilometer in FlipFlops laufen) und Fahrradfahrer.
Auch sind gar nicht so wenige Menschen mit ihren Hunden unterwegs. Die müssen im übrigen im Naturpark an der Leine geführt werden und dürfen später zwar mit auf die Düne, aber nicht an den Strand und in die Ostsee. Soweit ich das verstanden habe, kostet die Mitnahme von Hunden nichts extra.
In regelmäßigen Abständen befinden sich am Wegesrand schöne Rastplätze für die Wanderer – meistens auch mit einem (deutschen?) „ToiToi“-Toilettenhäuschen ausgestattet.
Rauf auf die Düne
Nach rund 15 bis 20 Minuten erreichen wir unser Ziel – den Fuß der Wanderdüne. Ich möchte gar nicht wissen, wie es hier zur Hochsaison aussieht. Dabei sind wir noch nicht einmal auf der Düne (wie ich später nachlese, sind es jetzt zwei Kilometer zu Fuß), aber genau da geht es jetzt hinauf.
Die einfachste Art und Weise, um die rund 42 Meter (hört sich echt nicht nach besonders hoch an … geht aber ganz schön in die Beine auf den letzten Metern) zu überwinden, ist es, wenn man die Schuhe auszieht. Zunächst ist die Steigung moderat, und es bleibt ausreichend Zeit und Ruhe, die Natur zu betrachten.
Die Wanderdüne bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa zehn Metern im Jahr. Dabei begräbt der Sand den Nehrungswald unter sich. Während der Sand in Richtung Ostsüdosten alles verschlingt, wird dieser auf der westlichen Seite abgetragen und legt dabei den bereits vor Jahrhunderten versunkenen Wald wieder frei.
Der Weg zum Dünengipfel wird immer steiler. Jetzt bloß nicht stehen bleiben, denke ich. Um durch den lockeren Sand zu kommen, muss man schon ganz schön die Pobacken zusammenkneifen … 😉 … Aber dann ist es geschafft. Ich bin (vor dem Rest meiner Truppe) oben angekommen!
Die Füße versinken im warmen und strahlendweißen Sand. Die Sonne lacht vom azurblauen Himmel und ein leichter Windhauch sorgt für ein wenig Erfrischung. Kaum zu glauben, dass wir uns hier an der Ostsee befinden und nicht irgendwo an den weißen Stränden Spaniens. Und der Ausblick ist wunderschön.
Strandbesuch und wieder zurück
Wir machen uns dann auf den Weg zum Strand (seltsamerweise habe ich leider keine Fotos von der Ostsee gemacht … warum? Ich habe keine Ahnung …). Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen: kilometerlanger und strahlendweißer Sandstrand.
Der Rückweg führt uns unterhalb der Düne entlang …
Und irgendwann sind wir auch wieder an der Haltestelle für die Elektrozüge angekommen. Schön wäre es jetzt, wenn man irgendwo ein Kaltgetränk erwerben könnte. Kann man aber nicht.
Ob das auch in der Hauptsaison so ist? Keine Ahnung. Es wäre sicherlich eine gute, zusätzliche Einnahmequelle für den Naturpark. Vielleicht wird das alles auch nicht bewirtschaftet, um nicht noch mehr Müll und Unrat in den Naturpark zu tragen. Schließlich hat ein „ordentlicher“ Wanderer ja auch immer einen Rucksack mit Verpflegung dabei … 😉 …
Ein Fuchs gibt sich die Ehre
Und dann geht plötzlich ein Raunen durch die wartenden Menschen (wir haben nämlich die zwei Schulklassen vor uns und ein Reisebus mit deutschen Touristen hinter uns) …
Und da im Schatten eines Nadelbaumes schaut ein Fuchs neugierig zu uns herüber. Fast als wolle er uns alle aus seinem Reich verabschieden, kommt er ein paar Schritte näher. Kameras werden gezückt und auf die Auslöser gedrückt.
Noch ein kurzer Blick auf all die Menschen, dann dreht er ab und sucht sich seinen Weg auf der Düne …
Besonders auffällig ist, dass der gesamte Naturpark (inklusive Dünen und Strand) extrem sauber ist. Auf der Rückfahrt sehen wir einige junge Leute (Praktikanten? Schülerfreiwillige), die – bewaffnet mit Mülltüten und Zangen – dafür sorgen, dass von Touristen weggeworfene Papierchen, Zigarettenkippen und sonstiger Unrat nicht in der Natur liegen bleiben.
Fotos von Europas größter Wanderdüne
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Weitere Informationen Slowinzischer Nationalpark
- Der Nationalpark wurde 1967 gegründet und zeichnet sich durch seine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt aus. Aufgrund dieser Naturvielfalt wurde der Park 1977 in die Liste der UNESCO-Biosphärenreservate aufgenommen.
- Auf dem Weg zu den Wanderdünen befindet sich auch eine Raketenabschussstation (die wir aber nicht besucht haben). Der Elektrozug hält hier und – je nachdem, welches Zugticket man erworben hat – kann man hier auch aussteigen. Während des zweiten Weltkrieges gab es hier einen großen Truppenübungsplatz. Hier soll Rommel mit seinen Truppen für den Wüstenkrieg trainiert haben. Außerdem wurde das Gelände für Raketentests genutzt.
- Wie eingangs erwähnt, ist es nicht erlaubt, Hunde mit in den Nationalpark zu nehmen (2013 war das noch anders)
- Es ist ratsam, sich vorher mit Anti-Mücken-Sprays oder -Cremes einzureiben. Es gibt unheimlich viele Stechviecher im Wald. Die immens großen Pferdebremsen lassen sich allerdings nicht davon beeindrucken … der Rest schon!
- Die Mitarbeiter des Parks sind alle verbindlich freundlich, sprechen aber so gut wie kein Deutsch oder Englisch.
- Es gibt auch keinerlei Informationsmaterial über den Naturpark in deutscher (oder englischer) Sprache zu kaufen (vielleicht ist das aber in der Hauptsaison anders).
- Auch die Ausschilderungen im Park sind alle auf polnisch (abgesehen von den Regeln zur Nutzung des Elektrozugs – die gibt es auch auf Englisch).
- Mein Tipp daher: Vorher im Internet die relevanten Informationen nachschauen. Auch im Internet sind deutschsprachige Texte rar, aber immerhin geben diese einen kurzen Überblick (über das, was wir verpasst haben).
- Leba ist das Seebad und der Fischereihafen, der dem Naturpark am nächsten ist. Hier gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten und viele Restaurants. Während der Hauptsaison ist hier der Teufel los.
Ich muss diesen Bericht leider noch ein wenig korrigieren was die Mitnahme von Hunden betrifft. Diese ist im gesamten Park nicht erlaubt. Die Elektrobahn existiert auch nicht mehr.
Liebe Kirsten,
vielen Dank für Deinen Hinweis – das ist ja alles sehr schade. Ich werde meinen Beitrag dementsprechend korrigieren.
Herzliche Grüße
Martina
Vielen Dank für diesen Bericht. Nachdem wir selbst Ende August/Anfang September an die polnische Ostseeküste mit Hund möchten, waren die Informationen bzgl. Hundemitnahme sehr hilfreich und auch die Bilder sind toll, geben mir schon den ersten Eindruck von Polen!
Das freut mich sehr, wenn mein Beitrag hilfreich ist! Die polnische Ostseeküste ist wirklich sehr schön, und ich möchte auch unbedingt nochmals dorthin!
Viele Grüße
Martina
Danke für diesen Bericht und die Fotos – meine Kamera wurde mir später in Danzig gestohlen. Umso mehr haben wir uns über die Beschreibung gefreut, denn wir haben im Mai 2016 im Slowinski-Park unsere Wanderung genauso erlebt. Es hat sich nach 3 Jahren nichts geändert – leider nur deshalb, weil alles in polnischer Sprache war.
Das ist sehr schade, dass Ihnen die Kamera gestohlen wurde. Um so mehr freue ich mich, dass Ihnen der Beitrag gefallen hat. Ich würde gerne nochmals dorthin fahren und hoffe, dass sich irgendwann die Gelegenheit wieder ergibt. Es ist erstaunlich, dass in dieser Region die „touristische Internationalität“ immer noch nicht Einzug gehalten hat.
Viele Grüße
Martina