Ich liebe Burgen. Ich liebe historische Romane, die im Mittelalter spielen. Ja, und ich liebe natürlich auch Mittelaltermärkte (nein, ich bin nicht entsprechend gewandet!). So hat sich das gesamte zwei- und vierbeinige Rudel am ersten Maiwochenende aufgemacht, um eine der größten deutschen Mittelalterveranstaltungen zu besuchen – die Freienfelser Ritterspiele. Die Burg Freienfels, die vermutlich um 1300 erbaut wurde, ist heute die Ruine einer Spornburg, die im Landkreis Limburg-Weilburg (Hessen) liegt.
Bunt gekleidete Menschen und buntes Treiben
Wir erreichen unser Ziel um die Mittagszeit und werden von fleißigen Helfern auf eine Wiese zum Parken geleitet. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir den Ort des Geschehens, der fast aus allen Nähten platzt. Buntes Menschengetümmel. Farbenfrohe, dem Mittelalter angelehnte Gewänder. Barfüßler und schwarz-gewandete junge Menschen, die ihren Gothic-Style ausleben. Der „alltägliche“ Festbesucher mit Kind und Kegel. Und? Und erstaunlich viele Hunde … so manch einer – dem Mittelalter entsprechend „gekleidet“ – nur an einem Strick geführt!
Vom Ritterturnier der „Löwenritter“ über Feldschlachten bis hin zu freien Ritterturnieren – unter der stolzen Burgruine wird an drei Tagen alles geboten, was das Mittelalterherz in der heutigen Zeit begehrt. Mehr als 2.500 Aktive, viele Handwerker, die mittelalterliche Arbeitsweisen vorstellen und natürlich ausreichend Schnabulierereien sorgen auf dem riesigen Gelände für ausreichend Abwechslung für Groß und Klein. Rund um den Turnierplatz drängen sich die Menschen. Wer weit hinten steht, hört zwar alles, kann aber so gut wie nichts sehen. Sich mit den Hunden nach vorne zu drängeln, macht keinen Sinn. So schlenden wir gemählich über das Gelände
Für die Kinder gibt es Bogenschießen und andere Spiele, die wohl auch schon vor 1.000 Jahren gespielt wurden (ja, vor 1.000 Jahren war die Zeit des Hochmittelalters, die von Mitte des 11. Jahrhunderts bis Mitte des 13. Jahrhunderts ging). Auch ein Nachbau der Burgruine Freienfels lässt sich bestaunen.
Verkaufsstände für mittelalterliche Gewandungen, Lederprodukte und alles rund um einen mittelalterlichen Haushalt wechseln sich mit kulinarischen Leckereien ab. Es riecht nach Stockbrot (das auch wirklich so verkauft wird), gebratener Wurst und hin und wieder nach orientalischen Gewürzen, wenn Sesamkringel oder Süssigkeiten aus dem Morgenland feilgeboten werden. Schmiede führen ihr Handwerk vor …
… und verkaufen Messer, Schwerter und sonstige Waffen, die nach historischen Vorbildern geschmiedet werden. Auch Kettenhemden können käuflich erworben werden … das Kettenhemd, das ich gesehen habe, war jedoch nicht so schwer wie im Mittelalter (damals wog ein solcher Schutz bis ca. 25 Kilogramm).
Mittelalterliches Heerlager
Ein jeder der Aus- und Darsteller der historischen Szenerie hat hier natürlich auch sein Zeltlager aufgeschlagen.
Bunte Wimpel und Schilde flattern im Frühlingswind und geben Auskunft über den Besitzer …
Die Menschen, die hier eine Welt aus einer längst vergangenen Zeit vorstellen, haben das Mittelalter zu ihrem Hobby gemacht. Die Liebe zum Detail lässt sich nicht nur in den kunstvollen Schilden erkennen, auch die Zelte mitsamt des Inhalts orientieren sich liebevoll und oftmals sehr detailgetreu an der Vergangenheit. Viele Menschen tragen kostbare Gewänder, die auf den Leib geschneidert sind. Viele „Mittelaltertouristen“ haben sich „schnell“ ein Gewand gekauft und wollen für ein paar Stunden dazu gehören … die schlechtsitzenden Kutten und die darunter hervor blitzenden Jeans verraten sie jedoch sofort …
Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge. Wie aus Stein gemeisselt, steht plötzlich der Schwarze Ritter vor uns. Die Menschenmenge weicht zurück. Der Geräuschpegel sinkt deutlich. Triumphierend und mit hoch erhobenem Haupt bändigt der Ritter (der unter Helm und Rüstung wahnsinnig schwitzen muss … 😉 ) seinen Grauschimmel, läßt das Pferd einmal um die eigene Achse drehen und verschwindet im Lager – er wird wohl den letzten Kampf des Tages gewonnen haben. Nach fast zwei Stunden sind Dayo und Suri nun doch ziemlich geschafft. Brav sind sie gewesen. Suri hätte auch gut ohne uns überlebt, denn sie hat alle paar Meter etwas Freßbares auf dem Weg gefunden. Dayo ist natürlich auch sehr fressorientiert gewesen. Ihn hat es jedoch direkt zu den Verkaufsständen gezogen. Mit einer Wurst hat es für ihn nie geklappt, aber mit der Bewunderung. Aber die macht ja bekanntlich nicht satt … 😉
Wir sind nicht mehr bis zur Burgruine hoch gelaufen … für Dayo und Suri war der Spaziergang über den Markt mit all den vielen Menschen, Hunden und Gerüchen ziemlich anstrengend … aber die Burgruine Freienfels kann selbstverständlich besucht werden. Der Besuch der Burgruine ist kostenlos. Sie ist von April bis Oktober von 9 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.
Für 2014 sind die Freienfelser Ritterspiele natürlich vorbei, aber: „Nach den Spielen ist vor den Spielen!“ Die 23. Ritterspiele finden ganz bestimmt auch im nächsten Jahr statt. Wer aber jetzt Lust bekommen hat, auch einmal ein Mittelalterspektakel zu besuchen, der findet alle Termine in ganz Deutschland und auch darüber hinaus im Marktkalendarium. Meine persönliche Empfehlung ist die Ronneburg, die im hessischen Main-Kinzig-Kreis unweit der Städte Hanau, Büdingen und Langeselbold liegt. Sie zählt zu den best erhaltenen Höhenburgen in ganz Deutschland. Hier finden das ganze Jahr über diverse Veranstaltungen statt. Zu den herausragenden Terminen zählt sicherlich das Wochenende vom 7. Juni 2014, denn dann findet das große Pfingstturnier der Ritter zu Pferde statt.
Ich mag Mittelalterfeste auch sehr gern. 🙂