Bevor nun das Jahr 2012 endgültig vorbei ist, möchte ich noch eine kleine Episode aus unserem letzten Sommerurlaub vorstellen: Im August ging es für uns auf eine zehntägige Kreuzfahrt in die Fjorde Norwegens. Es war eine wunderbare Reise in ein tolles, ursprüngliches Land mit einer grandiosen Natur, das wir sicherlich wieder besuchen werden. Und dann vielleicht auch mit unseren beiden Hunden.
Bereits vor Antritt unserer Reise stand für uns fest, dass wir neben den angebotenen Ausflügen auch einmal etwas machen wollten, was uns mehr Bewegung verschafft. Warum dann nicht wandern? Schließlich sind wir hier zu Hause mit den Hunden ja auch dauernd zu Fuß unterwegs. Und die Beschreibung „festes Schuhwerk und gute Kondition erforderlich“ konnte uns nicht schrecken: Festes Schuhwerk hatten bzw. haben wir und gute Kondition (eigentlich) auch. So buchten wir für den Stopp in Alesund die Wanderung auf den Berg Sukkertoppen (Zuckerdach), der eine Höhe von 341 Meter hat. „Ca. 15 Minuten Bustransfer zum Ausgangspunkt, ca. 2,5 Stunden Wanderung auf den Berg Sukkertoppen mit spektakulärer Aussicht vom Gipfel auf die Stadt, die vorgelagerten Inseln und den Atlantik“. Sicherheitshalber hatte ich vorher im Internet mal ein bisschen recherchiert und gelesen, dass dies eine Tour von mittlerer Schwierigkeit sei (hmm, mittel ist schwerer als einfach, aber immer noch einfacher als schwer, oder?).
Auf unserem Schiff waren allerdings allerlei Gerüchte zu dieser Wanderung im Umlauf. Die reichten von „… bei der letzten Tour haben mindestens fünf Teilnehmer nach der Hälfte nicht mehr gekonnt …“ bis „… das muss total steil sein und rechts und links geht es immer steil runter …“. Ein leicht mulmiges Gefühl stellte sich ein, und wir beschlossen, uns doch einmal etwas genauer am Ausflugscounter zu erkundigen, denn dass das Wandern in Taunus und Wetterau durchaus nicht kompatibel mit Norwegen ist, war uns schon klar. Die junge Ausflugsberaterin drückte sich dann uns ungefähr so aus: „So schlimm ist die Wanderung nicht!“ und „So wie Sie aussehen, schaffen Sie das schon!“ Zum Stornieren der Wanderung war es sowieso schon zu spät. Also fanden wir uns am 23. August 2012 um 8.00 Uhr am Treffpunkt ein und beäugten erst einmal unsere Mit-Wanderer. Im Vergleich zu anderen Ausflügen, die wir schon mitgemacht hatten, war diese Gruppe nun recht übersichtlich: Reisten wir sonst bei so manchem Ausflug mit fünf bis acht Reisebussen (wir sprechen hier von 300 bis 400 Teilnehmern an einem einzigen Ausflug!), beschränkte sich unsere Wandertruppe auf ca. 50 Personen jeglicher Altersklassen (gut, wir gehörten hierbei schon eher zu den älteren Teilnehmern …). Es war außerdem auch schon sehr erstaunlich, was sich der Mensch so unter dem Begriff „festes Schuhwerk“ vorstellt: Hier war vom klassischen Halbschuh über Turnschuhe bis hin zu guten Wanderstiefeln alles vertreten. Aber es blieb uns gar nicht viel Zeit zum Staunen, da wir bereits am frühen Nachmittag wieder an Bord sein mussten, galt es, keine Zeit zu verschwenden. Wir wurden alle in einen Linienbus gelotst und los ging zum Ausgangspunkt der Wanderung.
Wir starten mit zwei ortskundigen Norwegerinnen, die uns fachmännisch den Weg weisen sollen, an der Grundschule Hessa und folgen oberhalb der Schule den Sukkertoppvegen westwärts. Anfangs marschieren wir auf einem gut begehbaren Kiesweg, der dann in einen Waldpfad übergeht, wobei hier Vorsicht geboten ist, denn es geht im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Und immer stark bergauf. Dass es relativ steil bergauf geht, ist für mich eigentlich nicht so schlimm. Als schlimm empfinde ich nach den ersten 20 Minuten das Tempo, das vorgelegt wird. Irgendwie „rast“ die Gruppenspitze wie von der Tarantel gestochen den Berg hinauf. Eigentlich ist das ja kein Wettkampf und gewinnen kann man auch nichts … da ich allerdings nicht gerne als Letzte irgendwo ankomme, bemühe ich mich, Schritt zu halten. Das führt dazu, dass ich angestrengt marschiere (ist ja auch gut für einen schönen Po!) und kaum einen Blick nach rechts und links werfe.
Die beiden norwegischen Wanderführerinnen laufen vorne an der Spitze mit. Hmm, was passiert, wenn jetzt wirklich jemand schlapp macht? Heißt es theoretisch nicht, dass man sich in einer Gruppe immer nach den Schwächeren richtet? Egal, ich kämpfe mich tapfer nach oben und nutze die minimalen Verschnaufpausen (von ca. 30 Sekunden), um die Natur um mich herum zu bewundern. Es ist ein diesiger und eher grauer Tag, und die Temperaturen liegen irgendwo zwischen 13° und 15° Grad, und ich schwitze ganz schön.
Und weiter geht es … auch die Gruppenspitze hat mittlerweile ihr Tempo verlangsamt … da ich auch langsamer werde, hat das keine Auswirkungen auf mich … ;-))
Und dann endlich ist es geschafft, wir sind oben auf dem Sukkertoppen und haben auf 341 Meter Höhe eine fantastische Aussicht.
Ich bin die letzten Meter mit einer jungen Frau marschiert, die irgendwo aus dem Rheinland kommen. Die erzählt mir, dass sie eigentlich geglaubt habe, man wandere nach oben und würde am Gipfel dann abgeholt … mit einem Auto oder was auch immer … ihr Wunsch erfüllt sich nicht! Wir müssen den Weg, den wir hinauf marschiert sind, auch genauso wieder runter … Mir graut es ein wenig davor, denn „ich habe ja Knie“! Steil bergab tut mehr weh als hoch … brrrr …
Beim Beraufwandern ist mir gar nicht aufgefallen, dass es rutschige Schlamm- und Matschpfützen genauso so überwinden gilt wie furchtbar glatte Felspartien … besonders bei den Felsstücken frage ich mich, wo das Wandern aufhört und das Klettern beginnt …
Trotz aller Mühen und Anstrengungen bleibt auch mir nicht die tolle Landschaft mit der kargen aber beeindruckenden Natur verborgen. Wir können uns alle nicht sattsehen und hinter jeder Wegbiegung gibt es neue Aussichten zu genießen.
Bald darauf erreichen wir wieder das kleine Wäldchen, das davon kündet, das wir fast wieder am Ausgangspunkt angekommen sind. Für mich wird es hier nochmals richtig schwierig, denn meine Knie lassen sehr zu wünschen übrig. Jeder Schritt tut weh, und ich habe auch ein bisschen Angst, dass ich über die ganzen Baumwurzeln stolpere. Da habe ich auch kein Lächeln für meinen Mann übrig, der beim Abstieg immer brav aufgepasst hat, dass ich nicht hinfalle (das wurde von anderen weiblichen Teilnehmern sehr bewundert und auch entsprechend kommentiert: „Mein Mann kümmert das nicht, der will immer als erstes unten sein …“).
Dann ist es geschafft, und wir sitzen alle wieder im Bus, der uns zurück in den Hafen bringt. Keiner ist verloren gegangen und keiner hat sich verletzt. Der Weg war in der Tat sehr, sehr steil und für Flachlandtiroler eher schwer als mittelschwer. Auch Menschen, die ein Problem mit der Höhe haben, sollten diese Wanderung nicht machen. Es geht wirklich auf jeder Seite sehr steil und sehr tief runter. Das ist nix für schwache Gemüter. Ich bin froh, dass ich ordentliche Wanderstiefel getragen habe. Ich möchte diesen Weg nicht in Turnschuhen oder normalen Halbschuhen laufen …
Die Wanderung war auf jeden Fall eine besondere Erfahrung und hat auch Spaß gemacht. Die wirklich tollen Aussichten auf Alesund und den Fjord entschädigen für jegliche Anstrengungen, und ich habe nachts dann wirklich gut geschlafen!! Sollten wir jeh wieder nach Alesund kommen, dann werden wir diesen Weg sicherlich nochmals laufen – aber ganz bestimmt nicht in dem Tempo, das im Sommer 2012 vorgegeben wurde!
Hallo! Schöner Reisebericht, da es für mich nächste Woche auch auf Kreuzfahrt nach Norwegen geht, hätte ich ein paar Fragen:
Wie lange war denn Eure Liegezeit? Wie lange hat der Ausflug gedauert und schafft man es nach dem Ausflug noch auf eine kurze Runde in die Stadt? Wir liegen von 10-18 Uhr in Alesund…
Hallo Gerdi,
ich glaube, wir hatten damals eine ähnliche Liegezeit in Alesund. Soweit ich mich erinnere ging die Wanderung auch gleich morgens los. Ich meine, der Bus ist mit uns auch ein bisschen durch die Stadt gefahren. Ich glaube, Ihr könnt hinterher noch kurz durch die Stadt laufen, wenn Ihr nicht „zu fertig“ für die Wanderung seid. Aber die Wanderung war wirklich ein schönes Erlebnis.
Viel Spaß in Norwegen und viele Grüße
Martina