Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht. Aber ich habe manchmal keine Lust, mich beim Wandern oder Spazieren gehen großartig anzustrengen. Es darf auch mal gemütlich sein. Dafür habe ich jetzt die ideale Wanderung für Faule entdeckt. Sie führt von Görgeshausen im Westerwaldkreis nach Diez im Rhein-Lahn-Kreis und ist rund acht Kilometer lang. Und warum ist das meine Wanderung für Faule? Weil es sehr gemäßigt fast nur bergab geht.
Wie bereits erwähnt, startet die Wanderung direkt bei mir vor der Haustür. Bevor es losgeht, fahren wir jedoch ein Auto nach Diez und parken es an der Lahn. Damit ersparen wir uns den Rückweg zu Fuß.
Während das Herrchen mal wieder nicht vom Handy lassen kann, interessiert sich Suri nicht weiter für ihre menschlichen Anführer. Dafür kann es Dayo nicht erwarten, dass es losgeht und rennt aufgeregt zwischen seinem Herrchen und mir hin und her.
Über den Lahnradweg sind es von hier aus an sich nur knappe sieben Kilometer zu unserem Ziel. Doch wir laufen eine kleine Schleife abseits vom offiziellen Weg durch den Wald. Hier geht es auch erst einmal rund zwei Kilometer bergauf.
Oben angekommen, landen wir auf dem Halfterweg an der Wilhelmshütte. Wie so oft an solchen angenehmen Rastplätzen gibt es hier eine Wanderkarte, die Aufschluss über die Routenführung gibt.
Wir brauchen natürlich noch keine Pause und folgen dem Halfterweg weiter in Richtung Diez. Der Halfterweg ist insgesamt 19 Kilometer lang und führt von Diez nach Obernhof.
Wir haben den höchsten Punkt unserer Teilstrecke überwunden. Ab jetzt geht es durch den Wald schön sanft bergab.
Auch wenn hier in direkter Nähe keine Lahn weit und breit zu entdecken ist, sind wir auf den Spuren der Lahnschifffahrt unterwegs. Auf diesem Weg führten früher die Treidler ihre Pferde, die die Lastkähne auf der Lahn bergauf nach Diez gezogen hatten, wieder zurück zur nächstliegenden Treidelstation. Und das war Obernhof.
Auf den ersten Kilometern folgen wir rechter Hand einem kleinen Bach, sodass Suri und Dayo bei Bedarf immer mal eine Schnauze voll Wasser nehmen können.
Zahlreiche Bäume – vom letzten (oder vorletzten) Sturm gefällt – liegen in skurrilen Formationen am Boden.
Und dann geht es aus dem Wald heraus. Wir stehen an einer großen, ungemähten Wiesen und haben einen fantastischen Weitblick bis nach Diez und in den Taunus hinein.
Dass wir uns immer noch auf dem Halfterweg befinden, sagt uns die Wegemarkierung …
Halfterer wurden übrigens die Treidler auch genannt, weil sie ihre Pferde am Halfter führten (genau deswegen heißt der Weg eben auch Halfterweg). Der Weg durch den Wald zurück nach Obernhof war zudem kürzer als der Weg am Lahnufer entlang, der rund 27 Kilometer lang ist. So konnten die Pferde auf breiten Wegen und mit einer mässigen Steigung schonend nach Obernhof zurücklaufen.
Kurze Zeit später erreichen wir Heistenbach. Ein kleines Örtchen, das wir komplett durchqueren müssen.
Von Heistenbach sind es nur noch knappe 1,5 Kilometer bis wir den Ortsrand von Diez erreichen. Und dort stoßen wir zunächst auf die evangelische St. Peter-Kirche.
Dann geht es für uns durch den Ort hinunter zur Lahn …
… und damit zur wunderschönen Altstadt von Diez.
Über die Lahnbrücke und das einstige Zollhäuschen betreten den mittelalterlichen Stadtkern.
Während Diez – wie viele andere Städtchen dieser Art und Größe – in den Wintermonaten kaum seinen Niedergang verstecken kann, tanzt im Frühling und im Sommer der Bär in den Gassen rund um den Marktplatz. Da fällt es fast gar nicht mehr auf, dass viele Ladengeschäfte auf neue Mieter warten. Jetzt ist die Zeit der Ausflügler, Wanderer und Fahrradfahrer. Jetzt ist der Marktplatz überfüllt und voller Leben. Und genau jetzt wird ein Tisch vor einem italienischen Eiscafé frei. Ich stürze mich wagemutig und in alter Schulbusfahrertradition mit abgewinkelten Ellbogen auf ebendiesen Tisch. Und lande genau eine Millisekunde vor einem ebenfalls heranstürzenden Pärchen mit meinem Popo auf dem Stuhl. Während ich triumphierend meinen Mann, Dayo und Suri am und um den Tisch platziere, höre ich nur noch ein maulendes „die setzen sich da tatsächlich mit ihren Riesentölen hin“ … macht mir nix. Wir bestellen jetzt ein lecker Eis. Das haben wir uns verdient.
Und weil es eben eine Wanderung für Faule ist, steigen wir später in unser an der Lahn geparktes Auto und fahren ganz gemütlich zurück nach Hause … habt Ihr auch Tipps für Spazier- oder Wanderwege für Faule? Dann immer her damit.
Weitere Information:
- Die Teilstrecke von Görgeshausen nach Diez mit einer extra Schleife durch den Wald ist rund 8,3 Kilometer lang. Bis auf die ersten zwei Kilometer und den Weg durch den Ort Heistenbach geht es sanft bergab.
- Ab der Wilhelmshütte folgen wird dem Halfterweg. Der gesamte Halfterweg ist 19 Kilometer lang und führt eigentlich von Diez nach Obernhof.
- In der Saison gibt es in Diez ausreichend Einkehrmöglichkeiten, wo meistens auch Hunde willkommen geheißen werden.
- Ihr könnte auch direkt entlang der Lahn spazieren gehen und Euren Vierbeinern ein Bad im kühlen Nass gönnen.