Ich persönlich bin nicht so der Typ, der sich in Menschenmassen wohl fühlt. So kommt es, dass ich mir den norwegischen Nationalfeiertag am 17. Mai weitestgehend von einem Schiff aus anschaue. Das Wetter ist eine Sensation mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Die norwegische Hauptstadt platzt mit ihren in Blau und Rot wogenden Menschenmengen fast aus allen Nähten, und ich finde, dass das genau der richtige Zeitpunkt ist, um sich auf das Wasser zu verziehen!
Auf einer Segelyacht durch den Oslofjord
Und das tue ich mit Simone. Wir beschließen eine Mini-Kreuzfahrt „Hop on – Hop off“ mitzumachen und machen uns auf zum Pier 3 an der Rådhusbrygge, wo die erste Mini-Kreuzfahrt des Tages um 9.45 Uhr losgeht. Dank des Oslo Passes, der uns von VisitOslo zur Verfügung gestellt wurde, ist diese Hop on – Hop off-Tour für uns kostenlos. Die Tour ist allerdings nur im Oslo Pass von 72 Stunden enthalten. Bei der City Card mit anderen Lauflängen gibt es aber Discounts.
Unser Schiff ist eine wunderschöne alte Segelyacht, die an diesem Morgen auf ihre Passagiere wartet. Trotz des fantastischen Wetters sind wir an Bord nur vier Personen. Witzigerweise sind die beiden anderen Gäste ebenfalls Reiseblogger aus unserer Gruppe – Monika und Petar. Wir freuen uns, dass wir tatsächlich auch weiterhin zu viert bleiben als das Segelschiff ablegt.
Die Mini Cruise dauert ohne Aussteigen 1,5 Stunden. Während der Fahrt erläutert uns der Kapitän die Umgebung (auf Englisch).
Wie erwähnt, startet die Tour am Rathaus …
… vorbei geht es an der Akershus Slott, einer mittelalterlichen Burg, deren Baubeginn auf 1300 geschätzt wird. Eigentlich wollte ich die Festung ja noch besuchen, da sie auch während des Nationalfeiertags geöffnet ist. Allerdings war es dort am Nachmittag so überfüllt, dass ich die Besichtigung auf meinen nächsten Oslo-Besuch verschoben habe …
Ich muss zugeben, dass ich so begeistert vom Wetter und der Örtlichkeit des Schiffes bin, dass ich gar nicht so richtig zuhöre, was der Kapitän uns so erzählt … 😉 … bevor das Schiff seinen ersten Halt einlegt, fahren wir auch an der Anlegestelle der DFDS-Fähren vorbei. Und siehe da: die Pearl Seaways hat pünktlich um 10 Uhr in Oslo festgemacht. Sie ist die Fähre, mit der wir heute Nachmittag wieder nach Kopenhagen zurückfahren werden.
… und weiter geht es an der Osloer Skyline vorbei bis zur Oper, dem ersten Haltepunkt der der Mini-Kreuzfahrt.
Hier holt uns auch der Nationalfeiertag wieder ein, und wir beobachten, wie sich zahlreiche norwegische Kinder zu ihren Kinderumzügen formieren.
Nach wenigen Minuten geht unsere Fahrt weiter … die Anzahl der Passagiere ist auf überschaubare sechs Personen angewachsen. Das macht es mir einfach, zu glauben, dass das Segelschiff nur für mich fährt … jetzt geht es hinaus in den Oslofjord …
Ich genieße diesen Vormittag und überlege, ob ich wohl nicht auch auf der Titanic als Galionsfigur oder als Kate Winslet eine gute Figur gemacht hätte … 😉
An dieser Stelle bitte jetzt keine ungehörigen Kommentare! Dann doch lieber noch ein paar nette Gruppenfotos …
Simone vom Reiseblog Nach Holland sowie Petar und Monika von Travel World Online.
Ein Damenbild darf natürlich auch nicht fehlen.
Auf den Spuren der Wikinger
Dann erreichen wir auch schon unseren zweiten Haltepunkt, an dem wir auf vier weitere Bloggerinnen aus unserer Truppe stoßen. Während wir fröhlich das Schiff verlassen, fahren Monika, Petar und die vier Damen weiter. Nur wenige Schritte von der Schiffslanlegestelle befinden sich gleich zwei bekannte Museen. Das Frammuseum, in dem das Polarschiff Fram sowie die Expeditionswelt in den Polarkreis präsentiert wird sowie das Kon-Tiki-Museum, in dem sich alles rund um Thor Heyerdahl und seine Expedition mit dem Kon-Tiki-Floß dreht. Doch diese beiden Museen (das Frammuseum hatte am Nationalfeiertag geöffnet) sind nicht das Ziel. Ich möchte unbedingt in mein allerliebstes Lieblingsmuseum … das Wikingerschiff-Museum … doch bis dahin sind es rund zwei Kilometer zu Fuß …
Der Weg führt uns vorbei an wunderschönen Holzhäusern, die nicht nur als Ferien- und Wochenddomizile genutzt werden …
Es geht immer leicht bergauf, und wir kommen ein klein wenig ins Schwitzen, denn hier – windgeschützt zwischen den Häusern – weht fast kein Lüftchen … aber kurz darauf ist es endlich soweit. Das Wikingerschiff-Museum ist erreicht.
Hier gibt es die drei besterhaltenen Wikingerschiffe der Welt zu bestaunen: das Gokstadschiff, das Osebergschiff und das Tuneschiff …
Die Schiffe wurden in drei Gräbern am Oslofjord gefunden …
… und wir finden hier Elke vom Meerblog wieder, mit der wir eigentlich auch am Rathaus verabredet waren …
… die drei Wikingerschiffe wurden vor mehr als 1.100 Jahren eingegraben, um ihre königlichen Besitzer sicher ins Totenreich zu bringen.
Im Museum sind auch Skelette aus den Schiffen, ein Wagen, Schlitten und Grabbeigaben zu sehen, darunter auch kunstvoll hergestellte und verzierte Pferdetrensen.
Warum ich dieses Museum so mag? Es ist so wunderbar einfach. Eine riesige Halle mit drei Schiffen, die über 1.000 Jahre alt sind und für ihr beachtliches Alter doch ziemlich gut aussehen. Dazu all das, was man noch so in den Gräbern gefunden hat … nicht mehr und nicht weniger! Wunderbar.
Wenn man sich ein wenig mit der Wikingergeschichte auskennt, reicht es, wenn man sich einfach so durch das Museum „treiben“ lässt. Ansonsten gibt es hier natürlich Audio-Führer (die ich bei meinem letzten Besuch genutzt habe), die ausführlich über die beeindruckenden Fundstücke informieren … mir passiert dann aber noch etwas ganz Komisches!
Ein Elch als Taschenpassagier
Die Besichtigung ist so gut wie beendet, ich stehe nur noch da und warte auf meine Mitstreiterinnen … plötzlich wird mein Bodybag schwerer und irgendetwas zappelt da hinten herum. Da kommt Simone an und fragt mich, wer da wohl in meine Tasche sitzt. Da sitzt jemand in meiner Tasche? Und richtig – jetzt entdecke ich dieses Etwas auch. Ein kleiner Elch hat es sich da gemütlich gemacht und starrt mich mit seinen braunen Knopfaugen an. Auf meine Frage, wer er denn sei und woher er komme, hat er mir ziemlich frech geantwortet. „Ich bin ein Elch, das siehst Du doch und Luis hat mich eingeladen, mitzukommen!“ Luis? Ich kenne nur Luis, den Beachblogger. Und Luis gehört zu Elke. Aber Luis selbst habe ich doch noch gar nicht kennengelernt. Ist er etwa auch hier in Norwegen?
Ja, Luis – das Rastaschaf und gemeinhin als biertrinkender Beachblogger bekannt – ist tatsächlich mit von der Partie. Ich lerne ihn allerdings erst auf dem Segelboot kennen. Das wenig erzogene Rastaschaff beachtet mich gar nicht erst. Luis stürzt sich direkt auf den Elch, zieht ihn in die Takelage und verleitet das niedliche Tierchen im roten Pullover dazu, sofort nach Bier zu schreien … meine Güte, es ist doch erst gegen 12 Uhr mittags. Ich höre jedoch nur die Worte: „Irgendwo auf der Welt geht jetzt auch schon die Sonne unter …“. Na ja, auf den Mund gefallen ist er nicht, der Elch!
Ich will den Elch ja einfach – zugebenermaßen ein wenig herzlos – auf dem Segelboot zurücklassen. Aber Simone und Elke bedrängen mich. Der Elch sei nun einmal in meine Tasche gesprungen, da müsse ich mich auch um ihn kümmern … haaach ja, na gut. Da muss jetzt aber auch erst einmal ein Name für das Kerlchen her.
Dabei hilft mir der 1. Offizier an Bord. Er heißt Gustav und hat nichts dagegen, für den Elch der Namenspate zu sein … 😉 … nun denn, dann darf der kleine Gustav wohl weiter in meiner Tasche mitreisen. Er hält sich mit seinen Äußerungen auch weitestgehend zurück und gibt sich sehr anschmiegsam!
Nach der ganzen Aufregung mit meinem neuen Reisepartner geht die Mini-Kreuzfahrt ihrem Ende entgegen. Der letzte Stopp ist an der Anlegestelle des relativ neuen Osloer Stadtviertels Tjuvholmen, das insbesondere durch seine Vielfalt an architektonischen Ausdrucksformen auffällt. Darüber hinaus ist hier auch das Astrup Fernley Museum mit einem großen Skulpturenpark zu finden. Kurze Zeit später legen wir wieder an der Pier vor dem Rathaus an. Inzwischen ist – zumindest hier am Pier und vor dem Rathaus – so gut wie kein Durchkommen mehr. Ich verwerfe meinen Plan, das Akershus Slott zu besuchen und bleibe einfach sitzen. Bevor ich mich durch die Menschenmassen drängele, genieße ich lieber eine zweite Mini-Kreuzfahrt, bevor ich mich mitsamt Gustav auf den Weg mache, mein Gepäck zu holen und mich auf der DFDS Pearl Seaways für die Rückreise einzuschiffen.
Weitere Informationen:
- Den offiziellen Online-Reiseführer für Oslo findet Ihr unter www.visitoslo.com. Besonders angetan haben es mir die Besichtigungstouren per Schiff, von denen es natürlich eine ganze Reihe mehr gibt als die Mini-Kreuzfahrt „Hop on – Hop off“. Die beschriebene Tour dauert 1,5 Stunden (ohne Aussteigen) und hält an drei Punkten, u.a. am Fram- und Kon-Tiki Museum mit dem Wikingerschiffmuseum. Sie kostet rund 22 Euro pro Person. Inhaber des Oslo Pass 72 Stunden können diese Fahrt kostenlos unternehmen. Mit den anderen Laufzeiten des Oslo Pass kostet die Tour ca. 18 Euro pro Person.
- Je nachdem wie lange Ihr in Oslo bleibt, lohnt sich die Anschaffung des Oslo Passes – in der traditionellen Papierform oder aber als App für Smartphones. Die City Card gewährt freien Eintritt zu mehr als 30 Museen und Attraktionen. Darüber hinaus könnt Ihr die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Autofahrer parken kostenlos auf allen städtischen Parkplätzen. Außerdem gibt es viele Ermässigungen für weitere Attraktionen. Den Oslo Pass gibt es für 24, 48 oder 72 Stunden. Die Karte für 72 Stunden, die mir zur Verfügung gestellt wurde, kostet knapp 66 Euro.
- In Oslo gibt es viele wirklich interessante Museen. Leider haben fast alle am norwegischen Nationalfeiertag geschlossen. Deswegen war ich „nur“ im Wikingerschiffmuseum.
- Wenn Ihr Oslo besucht, solltet Ihr daran denken, dass die norwegische Hauptstadt zu den teuersten Städten in Europa zählt. Die Preise für Essen und Trinken haben es in sich. Plant also ein kleines Extrabudget dafür ein! Ich habe zum Abendessen für eine – zugegebenermassen extrem gute – mexikanische Enchilada sowie ein (kleines) Mineralwasser und einen Cranberry-Saft knapp 30 Euro auf den Tisch gelegt.
Und das haben andere Reiseblogger in Oslo erlebt:
- Monika und Petar von TravelWorldOnline Traveller
Anmerkung:
Das Fremdenverkehrsamt VisitOslo hat allen Reisebloggern den Oslo Pass für 72 Stunden kostenlos zur Verfügung gestellt! Darüber hinaus hat uns DFDS Seaways auf die Überfahrt Kopenhagen-Oslo eingeladen (inkl. Frühstück und Abendessen). Ein herzliches Dankeschön an beide Reisepartner dafür!
Und ich sag‘ noch, pass‘ auf mit den Nasenzwickern, Gustav! Ich kenn‘ das ja nur zu gut. Inzwischen klappt’s aber super mit Julchen und Janni. Grüß bitte meinen Kumpel! Ach so, Erziehung, ne, das gibt’s bei Rastaschafen nicht! Wir sind frei wie der Himmel. 😉
Frei wie der Himmel – ja, das wäre toll! Ich muss jetzt wieder im Schrank sitzen bis meine Nase verheilt ist … ich hoffe, das legt sich irgendwann mit Dayo und Suri! Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder … Du bist ja auch nicht so spiessig wie meine Leute! Dein Kumpel Gustav!
Danke dir, liebe Martina! Ja, der Gustav – wie geht es ihm so? Es war jedenfalls schön mit euch!!! Ich fürchte, Luis will an dieser Stelle auch noch kommentieren – ob des „wenig erzogenen“. 🙂 Liebe Grüße von der Küste!! Elke
Liebe Elke, der Gustav knottert so vor sich hin. Er war mit in Lugano … hätte dort aber fast seine Nase verloren, weil Dayo ihn etwas zu dolle durch die Gegend geschleudert hat … 😉
Haha, das bin ja ich 🙂 Schöne Erinnerungen Martina. Wann fahren wir denn mal wieder eine Runde mit dem Schiff durch den Oslofjord?
Liebe Grüße auch an Gustav, Simone