Dies und das, Vier Fragen an sechs Pfoten
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Der unlustige Reisehund

Der unlustige Reisehund

„Du, Buki, Susi hat gemeint, dass sie schon seit einer Weile Interviewfragen beantworten will und irgendwie aber gar nicht so recht weiß, was sie antworten soll. Was ist denn ein Interview?“

„Mann, Rose, manchmal könnte man echt meinen, dass du auf einer rosa Wolke lebst. Interview bedeutet, dass ein Mensch einem anderen Fragen stellt, die der beantwortet.“

Der Unreise-Bär findet es zu Hause - da. wo andere Urlaub machen - am schönsten ... (Foto: Susanne Kathan)

Der Unreise-Bär findet es zu Hause – da. wo andere Urlaub machen – am schönsten … (Foto: Susanne Kathan)

„So viel hab ich kapiert, Herr Professor Schlaumeier!“

„Zu welchem Thema soll sie denn antworten?“

„Reisen. Reisen mit Hund. Na, alles scheinst du ja auch nicht mitzukriegen …“

Rose im Biergarten (Foto: Ines Pätkau)

Rose im Biergarten (Foto: Ines Pätkau)

„Reisen? Oh, Gott, das bringt sie bestimmt auf dumme Ideen.“

„Echt? Meinst du? Packen wir endlich mal wieder den Abenteuerkoffer? Au ja!“

Mit diesem belauschten Gespräch meiner Hunde sind die beiden eigentlich auch schon beschrieben. Rose reist fürchterlich gerne ins Abenteuer. Rose fährt gerne Auto (= Verkehrsmittel zum Abenteuer) und kriegt sich gar nimmer ein, wenn ich den Abenteuerkoffer zücke. Als ich den Koffer vor einer Weile mal unserem Menschenjunior geliehen und mit ihm zusammen gepackt habe, war Roses Enttäuschung nicht zu übersehen, als der Koffer ohne sie das Haus verließ. Buki hingegen flüchtet beim Anblick des Koffers. Er hat zwar nix gegen Abenteuer, aber er hasst Autofahren und findet, dass man das Abenteuer auch vor der Haustür finden kann. Ganz unrecht hat er damit auch nicht …

Anti-Jagd-Trainings-Seminar - ein ganz und gar wunderbares Wochenende in Niederbayern (Foto: Ines Pätkau)

Anti-Jagd-Trainings-Seminar – ein ganz und gar wunderbares Wochenende in Niederbayern (Foto: Ines Pätkau)

Tja. Und ich? Ich bin ein Diplom-Geograf. Geografen sind in der Regel sehr reiselustig. Mich zieht es immer in die Ferne – möglichst auf andere Kontinente. Ich bin in der Rhub-al-Khali fast verloren gegangen und habe den Mississippi bei Hochwasser erlebt. Wegen mir dürfte der Abenteuerkoffer dauerhaft gepackt sein. Aber ich setze keinen meiner Hunde in ein Flugzeug. Als ich mich vor zehn Jahren für Buki entschieden habe, war klar, dass mit Fernreisen Schluss sein wird – nicht ohne meinen Hund, und mein Hund nicht wegen eines Urlaubs im Flugzeug.

Städtereise Regensburg - Rose überlegt, ob man das in eine Badereise umwandeln kann (Foto: Ines Pätkau)

Städtereise Regensburg – Rose überlegt, ob man das in eine Badereise umwandeln kann (Foto: Ines Pätkau)

Vor sieben Jahren bekam ich das Angebot, auf einer längeren Nordafrikatour als Geowissenschaftler teilzunehmen. Mannomann, das hat echt gebietzelt und ich wäre so gerne mitgefahren. Allerdings nicht ohne Hund. Die Crew war klasse – da wurde noch Hundeproviantunterbringung mit eingeplant und ein Buki-Schlafplatz im Geländewagen und auch die Länderbestimmungen zum Thema „Tiereinfuhr“ durchforstet. Die Jungs hießen den Buki herzlich willkommen.

Buki Tausende von Kilometern im Auto … nicht machbar. Und für Buki absolut unzumutbar. Mir haben sich meine damaligen Gefühle ins Gedächtnis eingebrannt. Ich hatte mich für Buki entschieden – und irgendwie ganz gewaltig gegen mich. Da war nix mehr mit den Nischen, die man sich beim durchaus überlegten Hundeeinzug schafft. Es gab keine Nischen mehr. Entweder er oder ich. Ich habe mich für ihn entschieden. Adieu, Abenteuer …

Dafür hat man Reisedecken dabei - damit Hund Platz machen kann (oder auch nicht)! (Foto: Ines Pätkau)

Dafür hat man Reisedecken dabei – damit Hund Platz machen kann (oder auch nicht)! (Foto: Ines Pätkau)

Heute kann ich darüber nur noch lächeln. Buki ist ein einziges Abenteuer, für das man weder Autofahren geschweige denn auf andere Kontinente muss. Mein Autofahr-Kurzstreckenhund hat mich die Wahrnehmung meiner Heimat gelehrt. Angkor Wat würde mich nicht mehr beeindrucken als das Hermelin, das mir mein Unreise-Bär direkt am Fluss vor der Haustür zeigt.

Meine Autofahr- und Reiserose hat mich dann daran erinnert, dass die Welt nicht am nächsten Hügel aufhört … die kleine Globetrotterin könnte man wahrscheinlich in ihrer Reiselust sogar in ein Flugzeug stecken. Diese Erfahrung war auch sehr gut. Letztendlich ging das Fernweh nicht verloren, aber die Wertschätzung für die unmittelbare Umgebung wurde verschärft. Ab und an wissen Rose und ich den Buki daheim in guten Händen – und wir Mädels verdrücken uns dann mal ganz alleine für ein Wochenende hinter den nächsten Hügel. Oder hinter den übernächsten.

Mädels-Wochenende (Foto: Stefanie Radke)

Mädels-Wochenende (Foto: Stefanie Radke)

„Du, Buki, weißt du noch, als sie uns vor eineinhalb Jahren alle beide mitsamt dem Abenteuerkoffer einfach mal ins Tessin geschleppt hat?“

„Na, klar. Am San Bernardino war sie beim Autofahren noch weißer im Gesicht als ich!“

„Aber da war es schon schön, gell? Und auch ganz anders als Zuhause.“

„Ja, Rose, das war schön. Weißt du noch den Nachmittag, als wir mit Susi in der Bolle di Magadino unterwegs waren? Das war wirklich anders als hier, aber auch wirklich wunderschön!“

Wackelbrückenmutprobe im Tessin (Foto: Katharina Cafourek)

Wackelbrückenmutprobe im Tessin (Foto: Katharina Cafourek)

Buki war schon immer sehr reiseunlustig. Und er ist heute zudem leider ein kranker und alter Hund, mit dem ich die nächsten zehn Jahre wohl nicht mehr zusammen verbringen werde. Wir haben das Glück, unsere Zeit noch bewusst leben zu können. Aber wir schaffen nicht mal mehr die Rund-Wanderwege in unserer wirklich bewandernswerten Allgäuer Umgebung in kompletter Länge.

Egal, wo. Hauptsache, Frauchen hat die nasenmagnetische Hundetasche dabei (Foto: Ines Pätkau)

Egal, wo. Hauptsache, Frauchen hat die nasenmagnetische Hundetasche dabei (Foto: Ines Pätkau)

Reisen ist für mich wunderschön (und durchaus wichtig). Aber ich bereue es keine Sekunde lang, für einen unlustigen Reisehund das Reisen aufgegeben zu haben. Für mich ist es auch nicht mehr wichtig, dass die Rundwanderung rund gelaufen wird. Der Weg ist das Ziel.

Und das ist auch eine Form von Reisen. Für mich inzwischen übrigens eine der besten …

Text: Susanne Kathan

Anmerkung:

Irgendetwas in Euch klingt nach, wenn Ihr die Namen Buki und Rose lest? Ihr kennt die beiden irgendwie? Ja, das kann gut sein, denn Susanne Kathan hat das sehr unterhaltsame Büchlein „Kenny und die Großwildjäger“ geschrieben, dass ich hier im Blog langer Zeit einmal vorgestellt habe.

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