Seitdem ich in den USA lebe, fallen mir immer wieder Dinge auf, die hier wirklich ganz anders sind als in Deutschland. Eines davon ist die Einstellung zur Hundehaltung. Ich kann mich noch erinnern, dass es in Deutschland sehr schwierig ist, einen Hund zu adoptieren oder gar vom Züchter zu holen, wenn man mehr als fünf Stunden am Tag nicht zu Hause ist. Ja klar, das macht Sinn – wir wollen ja auch für unsere Lieben da sein. Aber wir müssen schließlich auch unser Brot verdienen! Wie ist das vereinbar?
Tierheime und „no-kill Shelter“ …
Las Vegas hat mir eine ganz andere Seite gezeigt. Wenn ich hier die Anzahl der ungewollten Hunde in den Tierheimen sehe, wird mir ganz anders. Es sind so viele, dass die Heime ihre Kapazitäten stets wieder freihalten müssen. Das heißt, dass alle Hunde, die innerhalb eines gewissen Zeitraumes nicht adoptiert werden, eingeschläfert werden. Das geht bis in die Zehntausende im Jahr. Es gibt auch hier vereinzelte „no-kill Shelter“, die ihre Hunde nicht einschläfern, deren Kapazitäten aber auch ausgeschöpft sind. Da stellt sich mir nun die Frage, was besser ist: Einen Hund zu sich zu nehmen, selbt wenn er länger als fünf Stunden allein sein muss oder ihn im Tierheim zu lassen, wo seine Zukunft begrenzt ist. Das ist – denke ich – eindeutig. Genau wie in Deutschland können es sich auch hier in Las Vegas nicht viele Menschen erlauben, nur halbtags zu arbeiten und damit eine zufriedenstellende Hundebetreuung zu garantieren. Die Lebenshaltungskosten hier sind ziemlich hoch.
… oder „Hundekindergarten“?
Dieses Problem haben auch andere erkannt und den „Hundekindergarten“ ins Leben gerufen. Es ist wie eine Tagesstätte für Hunde. Die Vierbeiner können dort morgens vor der Arbeit hingebracht und abends wieder abgeholt werden. In der Zwischenzeit können sie beaufsichtigt miteinander spielen, zum Hundefriseur oder sich ausruhen. Die Tagesabläufe sind geregelt. Selbstverständlich spielen die Hunde nicht acht Stunden am Stück miteinander … 😉 … es werden feste Pausen eingelegt, in denen sie entweder fressen oder sich ausruhen und das in fest eingeteilten Boxen, mit kuscheligen Bettchen und Spielzeug. Es gibt in Las Vegas mehrere Locations, damit diese für jeden einfach von allen Stadtteilen aus zu erreichen sind.
Natürlich müssen alle Hunde ihre Impfungen haben und verträglich mit anderen Artgenossen sein. Dies wird bei einem kostenlosen Probetag getestet. Wenn dieser Tag gut geht, kann Schnuffi regelmäßig zur Tagesstätte kommen und sich mit seinen anderen Artgenossen vergnügen. Die Preise sind erträglich. Ein ganzer Tag kostet 21 US Dollar, für Militärangehörige 16 US Dollar. Das beinhaltet auch eine Krankenversicherung pro Hund von bis zu ca. 300 US Dollar, sollte vor Ort einmal etwas passieren. Man kann auch „Packages“ kaufen, die das Ganze dann noch einmal vergünstigen.
Wir nehmen den Hundekindergarten eher selten in Anspruch, da ich zurzeit zu Hause bin. Wenn aber auch ich mal längere Termine habe, dann bringe ich ihn gern dort hin. Ich weiß, dass Julius dort gut aufgehoben ist während ich meinen Verpflichtungen nachgehe. Sehr schön ist es, wenn man dann eine niedliche E-Mail bekommt, in der steht, dass Julius sich gut amüsiert. Angehängt ist dann ein Foto von ihm in Aktion! Am meisten freut er sich immer auf seinen Bruder Bruce, der im selben Kindergarten spielt. Da gibt es kein Halten mehr!
Zu besonderen Anlässen werden dann witzige Fotos mit den Vierbeinern gemacht, wie beispielsweise zu Ostern oder zu St. Patricks Day.
Ich weiß, dass es sicherlich einige Mensche gibt, die die Kindergarten-Idee nicht gutheißen. Ich bin aber sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, ihn dort zu beschäftigen, während wir Terminen nachgehen oder arbeiten. Dies geht sicherlich auch vielen anderen Hundehaltern so in Las Vegas. Denn je mehr Vierbeiner adoptiert werden und in ein neues zu Hause einziehen, desto mehr Hunde können wir retten.
Text + Fotos: Katja Williams