Eine Woche Urlaub – eine Woche auf Erkundungstour in MacPomm mit Dayo und Suri im Schlepptau. Von sieben Tagen hatten wir sechs Tage strahlendes Sonnenwetter, zwar etwas kühl, aber perfekt für unsere Ausflugstouren. Da wir mit unseren beiden Rhodesian Ridgebacks unterwegs waren, standen Natur- und Tierparks im Mittelpunkt. Auf die intensive Besichtigung von Kirchen und Museen haben wir daher weitestgehend verzichtet … ;-).
Ausnahmsweise hatte ich mich auch schon vor dem Urlaub ein wenig damit beschäftigt, was es so alles auf der Mecklenburgischen Seenplatte zu sehen gibt. So stand von Anfang an fest, dass eines unserer ersten Ausflugsziele der BÄRENWALD Müritz in Stuer sein sollte.
Der BÄRENWALD in der Nähe des Plauer Sees ist das größte Bärenschutzzentrum in Westeuropa. Es handelt sich dabei um ein Tierschutzprojekt von VIER PFOTEN, das Braunbären aus unwürdiger Haltung (beispielsweise aus dem Zirkus oder die so genannten Tanzbären) ein tiergerechtes Zuhause bietet.
Beim Lösen der Eintrittskarten (Erwachsene zahlen sechs Euro pro Person) werden sofort auch Dayo und Suri herzlich willkommen geheißen (Vierbeiner kosten ein Euro). Hunde sind ausdrücklich erlaubt im Bärenwald und bleiben aus verständlichen Gründen natürlich die ganze Zeit an der Leine. Mit dem Plan des Parks werden uns auch zwei Hundetüten für den Fall des Falles ausgehändigt sowie zwei Verdunklungsbrillen aus Pappe, die mit „Sie werden gleich sehen, wozu die Brillen gut sind“ kommentiert werden.
Und dann geht es los: Auf dem rund 16 Hektar großen Gelände leben derzeit etwas mehr als ein Dutzend Braunbären in großen Gehegen. Hier haben die Petze Zeit und Platz, um zu Ihrem ursprünglichen und bärengerechten Verhalten zurückzufinden.
Keine zwanzig Meter vom Eingangsbereich entfernt, kommt das erste Highlight – der Rollentausch. Thomas bleibt mit Dayo und Suri draußen, aber ich ziehe mir die Pappbrille auf und begebe mich in den dunklen Holztunnel. Die Augen sind erst einmal fest zugekniffen und meine Hände umklammern den eisernen Handlauf. Während ich mich vorsichtig am Handlauf entlang hangele, stürmen von allen Seiten Geräusche auf mich ein – Peitschen knallen, Zirkusdirektoren schreien, Kinder kreischen, Eisengitter quietschen. Ich riskiere mal einen Blick … im schummerigen Halbdunkel ist eigentlich nicht zu sehen … nur, dass es um zahlreiche Ecken und Kanten durch den Tunnel geht. Der Weg mit „verbundenen“ Augen und den vielen akkustischen Reizen soll es dem Menschen möglich machen, sich ein bisschen wie ein Bär in Gefangenheit zu fühlen. Ich überlasse mich einfach den Geräuschen und gehe mit der Pappbrille auf der Nase und halbwegs geschlossenen Augen den Weg bis zum Ende. Nach rund drei Minuten ist der ganze Spuk vorbei und ich bin wieder draußen.
Was für mich nur drei Minuten gedauert hat (und ich habe mich doch das ein oder andere Mal doch auch etwas erschrocken), dauert für Bären im Käfig ein ganzes Leben lang. Und das können durchaus 30 Jahre sein! Keine sehr schöne Vorstellung.
Wir spazieren jetzt über schön angelegte und sehr gepflegte Wege durch den Mischwald, aber Bären sind erst einmal nicht in Sicht. Dafür sind an vielen Punkten Informationstafeln angebracht, die Aufschluss darüber geben, welche Bären hier leben oder wozu dieses oder jenes Gehege dient. Und wenn Suri nicht so aufmerksam gewesen wäre, wären wir auch an unserem ersten Bären einfach vorbei gelaufen.
Da lag der Meister Petz mal einfach so auf einen Baumstumpf gelehnt und schlief. Innerhalb von Sekunden „klebt“ auch gleich eine kleine Traube Menschen am Zaun und versucht, möglichst viele Fotos zu machen.
Wenig später erreichen wir die nächste Ausstellungsstation – einen Zirkuswagen. Hier werden alle Bären, die im Bärenwald leben und gelebt haben, mit Fotos vorgestellt. Auf Knopfdruck erzählen Kinderstimmen die jeweilige (zumeist traurige) Bärengeschichte.
Wie wir in den nächsten Tagen auch in anderen Naturparks feststellen werden, ist der Bärenwald sehr kinderfreundlich gestaltet. Überall gibt es Informationstafeln und die Gehege, an denen wir vorbeilaufen, sind so gestaltet, dass sich „Bären“-Spielzeug und mit Äpfeln und anderem Obst gefüllte Futterversteckplätze in direkter Sichtweite der Parkbesucher befinden. Allerdings haben an diesem Tag auf dem ersten Teil des Spaziergangs nicht allzu viele Bären Lust, sich großen, kleinen und vierbeinigen Besuchern zu präsentieren. So gelangen zum liebevoll aufgebauten Abenteuerspielplatz.
Auch hier wieder zahlreiche Möglichkeiten, mit Schautafeln und Spielmöglichkeiten sein Wissen über die Bären zu verbessern.
Der ein oder andere mag sich fragen, ob man die Bären nicht einfach auswildern kann, wenn sie wieder gesund und kräftig sind. Nein, Bären in Gefangenschaft können nicht mehr ausgewildert werden. Dafür sind sie leider zu abhängig vom Menschen. Sie würden in freier Wildbahn nicht überleben (… und wer erinnert sich nicht beispielsweise an den Bruno, der von seinem freien Leben so gar nichts hatte …). Außerdem sind viele der Bären durch schlechte Haltungsbedingungen schwer verhaltensgestört.
Der BÄRENWALD Müritz bietet solchen Bären eine Alternative: Hier können sie Instinkte wiederentdecken und ihr natürliches Verhalten ausleben – umherstreifen, sich zurückziehen, Höhlen graben, im Teich baden oder in Winterruhe gehen. Und auch unsere Suri kann hier ihre Instinkte voll ausleben …
Von einer Sekunde auf die andere ist Madame aufmerksam, geht in „Jagdposition“ und möchte am liebsten durch den Zaun durch und hinter den Bärengerüchen hinterher … ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht weiß, dass die Bären minimal größer als ein Rhodesian Ridgeback sind … 😉 … so dauert es auch eine Weile, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hat und wir unseren Weg fortsetzen können.
Da auch hier die Meister Petze auf sich warten lassen, genießen wir die Natur drum herum … so zieren viele Fliegenpilze mit ihren leuchtend roten Hüten den Wegesrand, und wir können uns immer wieder über die verschiedensten Bärenarten dieser Welt informieren – auch über Eisbären.
Kurz darauf ist die bärenlose Zeit des Spaziergangs vorbei …
Auf der einen Seite kommt ein Bärenpärchen ganz nah an den Zaun heran. Vielleicht sind sie ins Spiel vertieft oder auf der Suche nach einer kulinarischen Leckerei. Jedenfalls lassen sie sich durch die Besucher nicht weiter stören. In freier Wildbahn verbringen Bären in der Regel die meiste Zeit mit der Nahrungssuche. Und das tun auch die Bären im BÄRENWALD am liebsten. Die Tierpfleger verstecken das Futter im Gehege und lassen sind laufend neue Beschäftigungsmöglichkeiten einfallen. Futterspiele fordern die Intelligenz und das Geschick der Bären …
… so können wir in aller Ruhe einen Braunbären, der genau auf der anderen Seite des Weges, wo das Bärenpärchen seinen Schabernack treibt, zugange ist, dabei beobachen, wie er versucht aus einem blauen Holzfutterspiel, das am Baum aufgehängt ist, Leckereien heraus zu bekommen. Konzentriert und voller Geduld versucht er an das Futter zu gelanten, was ihm nach einer Weile auch gelingt. Viele leckere Äpfel sind die Belohnung für seine Mühen … aber damit haben wir die Geduld von Suri überstrapaziert … sie jammert und zieht und will ungedingt in das Gehege rein. Inzwischen hat auch Dayo gemerkt, dass hier irgendwelche anderen Tiere unterweg sind, die er nicht kennt geschweige denn jemals schon gerochen hat … 😉 … unser Bärchen lässt sich aber mit einem Leckerli ablenken und zeigt den Bären die kalte Schulter.
So sind wir fast am Ende unseres Rundgangs durch den BÄRENWALD Müritz. Wir besichtigen noch eine „Bärenhöhle“, in der wiederum einiges an Audiomaterial zu hören ist … beispielsweise die Geräusche, wenn eine Bärin ihre Jungen füttert … und schon sind wir (leider) wieder am Ausgang. Wir haben nicht alle Bewohner dieses wunderschön angelegten BÄRENWALDS sehen können, aber ein Grundsatz aller VIER PFOTEN Bärenprojekte ist, dass die Bären nicht zur Schau gestellt werden. Der Kontakt zum Menschen wird auf ein notwendiges Minimum reduziert, damit die Bären die Möglichkeit haben, sich ihren eigenen Tagesablauf zu schaffen. Wir Besucher erhalten einen Einblick in den Tagesablauf dieser mächtigen Tiere – aber nur die Bären bestimmen, ob sie sich sehen lassen oder nicht.
Wir haben für den Spaziergang durch BÄRENWALD rund 1,5 Stunden gebraucht (ohne Kinder!) und sind dabei eher geschlendert als marschiert … 😉 … die Gerüche, die auf Dayo und Suri eingeströmt sind, und die interessante, neue Umgebung haben jedoch dafür gesorgt, dass die beiden hinterher ziemlich kaputt waren …
Weitere Informationen:
Der BÄRENWALD Müritz ist von April bis Oktober täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet und von November bis März täglich von 10 Uhr bis 16.00 Uhr. Am Eingang des Parks gibt es ein Bio-Bistro, das Leckereien aus der Region anbieten (wir haben da leider kein Päuschen gemacht, weil es draußen trotz Sonnenschein doch recht frisch und windig war und es drinnen mit den Hunden einfach zu stressig gewesen wäre).
Der Eintritt kostet für Erwachsene sechs Euro pro Person (von November bis März sind es drei Euro). Kinder bis 14 Jahre zahlen 3,50 Euro (in der Wintersaison ein Euro). Hunde sind willkommen und kosten einen Euro pro Hund (Hundetütchen werden mit auf den Weg gegeben). Gruppen können unter vorheriger Reservierung auch Bären- und Exklusivführungen buchen.
Weitere Details unter www.baerenwald-mueritz.de.